Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) ist eine Einrichtung des Landes Hessen und unmittelbar dem Hessischen Ministerpräsidenten zugeordnet. Als einzige hessische Einrichtung führt sie politische Bildungsarbeit im öffentlichen Auftrag durch. Die HLZ ist in ihrer inhaltlichen Arbeit frei und politisch unabhängig und unterbreitet ein umfangreiches Angebot an Maßnahmen zur politischen Bildung im Rahmen der Erwachsenenbildung und in der außerschulischen Bildungsarbeit. Im Zeitalter von Fake News und „alternativen Fakten“ braucht es ein Angebot der politischen Bildung, um den Wert freier und unabhängiger Medien sich selbst praxisnah zu erschließen.
Die Digitalisierung ist inzwischen in vielen Bereichen der HLZ weit vorangeschritten. Neben den Veranstaltungen in Präsenz wurden zahlreiche digitale Veranstaltungsangebote etabliert und fortentwickelt und durch digitale Angebote im Bereich Social Media und als Website-Content ergänzt.
Publikationen
Das Interesse an und die Nachfrage nach Publikationen aller Themenfelder ist nach dem Ausbau der digitalen Angebote weiterhin sehr hoch, so dass die digitalen Bestellmöglichkeiten rege genutzt werden. Dazu tragen auch neue Publikationen zu aktuellen Themen im Publikationsverzeichnis, die größere Nachfrage aus den Referaten (aufgrund der wachsenden Zahl an Veranstaltungen) sowie die zunehmende Präsenz der HLZ bei Außenveranstaltungen von Partnern wie der Staatskanzlei oder Ministerien bei. Beim Hessentag in Fritzlar konnte ein neuer Besucherrekord am Stand verzeichnet werden, so dass sehr viele gedruckte Medien durch die Besucherinnen und Besucher mitgenommen wurden.
Webauftritt
Im vergangenen Jahr lag ein weiterer besonderer Fokus auf der Weiterentwicklung und Betreuung des Webauftritts.
Im Rahmen eines Vergabeverfahrens wurde ein neuer technischer Dienstleister ausgewählt, der die HLZ in den Bereichen Content Management, technischer Support und Weiterentwicklung der Website unterstützt und eine weitere Professionalisierung des Webauftritts ermöglichen soll. Die Aufrufzahlen des Webauftritts der HLZ haben sich zum einen über die vorgenommenen Optimierungen, aber auch über eine gesteigerte Präsenz in den Sozialen Medien stetig erhöht. Im Zeitraum 01. Juli 2023 bis 30. Juni 2024 wurde die Website der HLZ 813.570 Mal besucht; im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lagen die Besuchszahlen bei 377.228. Somit hat sich die Anzahl der Aufrufe mehr als verdoppelt.
Im Rahmen der Besuche der Website erfolgten im Berichtszeitraum 3.025.748 Seitenansichten (Vorjahreszeitraum: 2.098.208 Seitenansichten). Hiervon wurde der Menüpunkt Publikationen und seine Unterseiten 575.897 Mal aufgerufen (Vorjahreszeitraum: 587.713 Mal), im Menüpunkt Themen konnten 280.477 Aufrufe erfasst werden (Vorjahreszeitraum: 163.913) und der Menüpunkt Veranstaltungen wies in Summe 82.330 Klicks auf (Vorjahreszeitraum: 48.724). Insgesamt ist damit eine deutliche Steigerung der Webpräsenz der HLZ zu verzeichnen.
Besonders hervorzuheben ist das Web-Angebot der HLZ „Good News, Bad News – Die Macht der Nachrichten“. Es richtet sich an alle Interessierten, insbesondere aber an Vertreterinnen und Vertreter der schulischen Bildung und ihre Schülerinnen und Schüler. Diese Online-Anwendung schult die Medienkompetenz. Zusätzlich setzen sich die Anwenderinnen und Anwender spielerisch und interaktiv sowohl mit der deutsch-deutschen Geschichte als auch mit der Rolle und Funktion von (Nachrichten-) Medien in Demokratien und Diktaturen auseinander. Heutige Nachrichtenphänomene wie Framing oder Deepfakes sind Thema, wobei der eigene Nachrichtenkonsum reflektiert wird und ein Bewusstsein für die Relevanz unabhängiger Nachrichten und die Notwendigkeit der Pressefreiheit erhalten bleiben soll.
Social Media
Darüber hinaus konnte der Bereich der Sozialen Medien ausgebaut werden. Dies umfasste sowohl die Kommunikation der Inhalte der HLZ, als auch die Nutzung der Sozialen Medien zur Vermittlung von Inhalten der politischen Bildung. Insbesondere im Kontext der Landtagswahl 2023 als auch der Europawahl 2024 konnte hierdurch eine hohe Anzahl an Bürgerinnen und Bürger erreicht werden. Ein Fokus lag jeweils hierbei auf der Social Media Plattform Instagram. Dieser Schwerpunkt ermöglichte es, bereits im Rahmen der Landtagswahl 2023 durch eine ausgearbeitete Online-Vermarktungsstrategie die Inhalte der HLZ an 520.572 Personen zu vermitteln, wobei 3.307.687 Aufrufe und 49.788 Interaktionen zu verzeichnen waren.
Neue Wege im Bereich Social Media wurden zudem mit Blick auf die Zusammenarbeit mit TikTok-Influencern beschritten, welche es möglich machten, jüngere Zielgruppen zu erreichen. Durch die gemeinsam erarbeiteten Videos konnten so in Summe über 858.000 Aufrufe erzielt werden.
Aber auch im Rahmen der Europawahlkampagne, welche der Mobilisierung von Wählenden und der Informationsbereitstellung diente, erreichten die entwickelten Posts eine Vielzahl von Menschen, denen die HLZ bisher unbekannt war. So wurden die einzelnen Posts und damit die Inhalte der HLZ von bis zu 84 Prozent Nicht-Followerinnen und Nicht-Followern betrachtet.
Veranstaltungen
Das Erfordernis zur Umplanung während der Pandemie hat zu neuen Kooperationen geführt, die sich im Normalfall schon aufgrund der räumlichen Distanz nicht unbedingt ergeben hätten. Digitale Veranstaltungen ermöglichen es ferner, Referentinnen und Referenten zu gewinnen, die nicht erst lange anreisen müssen, um vor einem breiten Publikum zu sprechen. Somit stellen digitale Veranstaltungen ein niederschwelliges Angebot dar.
Im Referat – Parlamente vor Ort / Bundeswehr / Freiwilligendienste – kam es u. a. aufgrund von zusätzlich zur Verfügung gestellten Mitteln zu einer Steigerung der digitalen Veranstaltungen. Die angebotenen Veranstaltungsformen ermöglichen eine einfachere Einbindung in den Unterrichtsplan an den Schulen, werden aus diesem Grund gerne nachgefragt und sollen deshalb auch weitergeführt werden. Da aber Veranstaltungen von der persönlichen Begegnung und dem direkten Austausch mit dem Publikum leben, soll es nicht zu einer Überhöhung des digitalen Vortragsangebots kommen. Der Ausbau der technischen Möglichkeiten hat dennoch dazu geführt, dass Gäste eingeladen werden können, die nicht mehr in der Lage sind, lange Anfahrtswege zurückzulegen, oder gar aus einem anderen Land zugeschaltet werden können und eine Einladung eher ausgeschlagen hätten, als einen Vortragstermin wahrzunehmen. Auch Lehrkräfte in Hessen erreicht die HLZ oft eher mit digitalen Angeboten nach der Schule als mit Veranstaltungen vor Ort. An diese positiven Erfahrungen lässt sich anknüpfen. Insbesondere in den Wintermonaten mit schlechten Wetterbedingungen sind viele Interessierte eher dazu geneigt, Online-Angebote in Anspruch zu nehmen als eine Anreise zu einem Präsenztermin in Kauf zu nehmen.
Podcasts
Die HLZ hat während der Pandemie umgehend das Instrument der Podcasts zur Vermittlung politisch bildender Inhalte als ergänzendes Angebot oder gar als Alternative zu ausfallenden Veranstaltungen erkannt und genutzt. Inzwischen sind nahezu alle Referate mit der Produktion von Podcasts befasst. Es hat sich herausgestellt, dass nicht nur aktuelle Angebote, sondern auch etwas länger zurückliegend produzierte Podcasts nachgefragt sind.
Es gibt eine Vielzahl politisch-historischer Themen, die in den Podcasts behandelt werden. Die Podcasts ergeben einen Querschnitt der aktuell diskutierten politisch-historischen oder fast tagesaktuellen Themen. Hier ist insbesondere der mittlerweile fünfteilige Podcast zur Geschichte der RAF in Hessen sowie den dreiteiligen Podcast „Studienreise“ zur Vorbereitung von Besuchergruppen der Grenzgedenkstätten Point Alpha und Schifflersgrund zu benennen. In der Reihe „Fast vergessen“ werden historische Ereignisse aufbereitet, die in der öffentlichen Diskussion zwar präsent sind, deren inhaltliche Darstellung aber dazu beiträgt, dass man sich schnell faktensicher informieren kann. Hier werden so unterschiedliche Themen wie u. a. „Der Hitler-Stalin-Pakt“, der „Herero-Aufstand“, „Die Schlacht am Waterberg 1904“, „Die im Dunkeln sieht man nicht. Stasi-Spitzel bei der Aktuellen Kamera“ oder auch „Das Erbe von Srebrenica“ von fachkundigen und namhaften Historikern und Politologen aufbereitet, dargelegt und kommentiert.
Die Reihe „Literatur und Politik“ wird ebenfalls kontinuierlich fortgeführt und hat sich in Podcast-Form als erfolgreiche Alternative zu Veranstaltungen etabliert. Zu aktuellen Themen wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine werden Hintergründe dargestellt, es gibt einen Podcast zur Globalgeschichte Afrikas und – passend zum Jubiläum – einen Beitrag zur Revolution von 1848/49.
Die Reihe „Was ist die EU?“ erklärt deren Arbeits- und Funktionsweise. Inzwischen liegen zehn Folgen vor. Aktuell befindet sich der Podcast „Die USA vor der Wahl: Wer – wie – was – warum?“ in der Fertigstellung. Außerdem werden vorrausichtlich im August die ersten Folgen der 10-teiligen Reihe zu den EU-Beitrittskandidaten hochladen. Auch zu den Themen „Jüdisches Leben, Geschichte und Kultur in Hessen“ wurden im Berichtszeitraum vier weitere Folgen produziert. Dieses Projekt zeichnet sich u. a. durch die kostenlose Zurverfügungstellung von digitalem didaktischen Material aus, das den Einsatz der Podcasts im Unterricht, in der universitären Lehre oder in der außerschulischen politischen (Jugend-)Bildung möglich macht bzw. erleichtert. Ebenfalls hervorzuheben ist die Reihe „Wir Hessen und die Bundeswehr“, die durch die „Zeitenwende“ und den damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eine besondere Aktualität erfahren haben und in 2024 mit drei neuen Folgen fortgeführt wird.
Somit haben sich die Podcasts bei der HLZ fest im Angebot etabliert. Mittlerweile 13 Podcastreihen sind auf der Webseite der HLZ zu finden sowie auf allen gängigen Podcast- Plattformen wie Spotify, Deezer, SoundCloud und Apple Podcasts abrufbar. Die Zugriffszahlen sind weiter hoch, sodass dieses Format eine hervorragende Ergänzung zu Veranstaltungen, Tagungen und Seminaren darstellt.
Gedenkstättenarbeit
Ein weiteres Feld, auf dem die Digitalisierung stark ausgeweitet worden ist, ist die Gedenkstättenarbeit für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Fahrten zu den Gedenkstätten des Nationalsozialismus in Hessen und darüber hinaus, konnten nach der Pandemie erneut aufgenommen und mittlerweile sogar ausgebaut werden. Die Antragstellung und Abrechnung erfolgt i. d. R. komplett digital. Gleichzeitig stellen digitale Angebote eine Möglichkeit dar, sich einem Thema zu widmen, wenn eine Exkursion etwa zeitlich nicht umsetzbar ist. Ferner wurden mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auch Projekte an den hessischen Gedenkstätten gefördert, um die Digitalisierung der Angebote vor Ort zu verstärken. Einige Projekte finden nun hybrid für Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz sowie online statt. Zusätzlich wurden Mittel aus dem Digitalministerium des Landes für den Ausbau der Bildungsarbeit der hessischen Gedenkstätten generiert.
Auch im Bereich der Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den dazugehörigen Gedenkstätten findet ein weiterer Ausbau des digitalen Angebotes statt. Hierzu hat die Landeszentrale das digitale Dokumentationsprojekt „Zeitzeugenmemorial“ ins Leben gerufen. Es handelt sich um ein Förderangebot für die Grenzgedenkstätten Point Alpha und Schifflersgrund, welches angesichts des drohenden Aussterbens der Zeitzeugengeneration neue Wege der Aufarbeitung der SED-Diktatur eröffnen soll. Es bezweckt, professionelle Interviews mit Zeitzeugen aufzuzeichnen, die über verschiedene Aspekte der SED-Diktatur aus eigenem Erleben Auskunft geben können, und ein virtuelles Memorial entstehen zu lassen, das Erinnerungen festhält und in einem Online-Portal digital zur Verfügung stellt. Die Erarbeitung und Digitalisierung der Zeitzeugeninterviews durch die Gedenkstätten wird laufend fortgeführt. Die Entwicklung des Online-Portals steht aktuell kurz vor der Fertigstellung und Veröffentlichung.
Fazit
Mit dem Umzug der HLZ in den „Welfenhof“ an der Mainzer Straße im Sommer 2022 sind die technischen Möglichkeiten für digitale Angebote verbessert worden und können zukünftig auch entsprechend vielfältig genutzt werden. Die Weiterentwicklung der digitalen Angebote ist ein fortlaufender Prozess und wird von den Zielsetzungen wie vorhandenen Mitteln abhängen. Es wird auch in Zukunft darum gehen, die Angebote des Hauses weiterhin so zu entwickeln, dass diese sich gegenseitig ergänzen und gegenseitig beleben. Die Angebote werden vor allem auf ein Publikum ausgerichtet, das in erster Linie digital angesprochen werden möchte.
Das „traditionelle“ Veranstaltungswesen soll und darf bei alldem aber nicht vernachlässigt werden. Es ist anzumerken, dass Online-Angebote nicht den unmittelbaren Diskurs ersetzen können, der in der politischen Bildungsarbeit unverzichtbar ist. Auch wenn es inzwischen technische Tools gibt, digitale Veranstaltung so aufzubereiten, dass auch ein Austausch möglich ist, bietet dies eine deutlich geringere Plattform zur Interaktion zwischen den Teilnehmenden. Dies gilt auch für vertiefende Erörterungen, die sich im Zusammenhang mit digitalen Diskussions- und Vortragsveranstaltungen ergeben und die eine andere Qualität haben, als Diskussionen und Erörterungen in Präsenz haben können. Deshalb muss neben den digitalen Angeboten die Gelegenheit zur persönlichen Begegnung ermöglicht werden.