Im Juni 2020 fand die erste Abendveranstaltung in digitaler Form statt. Es war eine Lesung mit Andreas Maier, der aus seinem Roman „Die Familie“ einzelne Textpassagen vortrug.
Schon als im Jahr 2010 der erste von elf geplanten Bänden einer groß angelegten Familiensaga erschien, merkte die Presse auf. Die FAZ schrieb von einem „Meisterwerk der scharfen Beobachtung und der kleinen Wahrnehmung“. Andreas Maiers Heimat ist Friedberg in der Wetterau, und er hat diesem hessischen Kosmos inzwischen sieben der elf Bände entwunden. Die jüngste Folge mit dem Titel „Die Familie“ spielt in den 1970er und 1980er Jahren und behandelt in autobiografischer Manier den Abriss einer historischen Mühle, die der Familie des Autors gehörte. Gegen alle Auflagen der Denkmalschutzbehörde ließ der Vater, ein örtlicher Politiker und Anwalt, den Bagger kommen. Der mutwillig herbeigeführte Untergang des Gebäudes wird zum Symbol für den Auseinanderfall der Sippe. Der Schrecken gipfelt in der Entdeckung, dass ein wesentlicher Teil des Familienbesitzes, die Mühle eingeschlossen, bis zur Nazi-Zeit einem Juden gehörte. Eine sehr deutsche Familiengeschichte.
Andreas Maier (*1967 in Bad Nauheim) wuchs in der Kreisstadt Friedberg auf und schöpft aus den Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend den Stoff für sein elfteiliges Roman-Epos mit dem Obertitel „Ortsumgehung“, das bisher auf sieben Bände gediehen ist. In hochkomischer und abgründiger Weise schildert er die komplette Selbstzerstörung eines Familien-Idylls. Nach dem Abitur studierte Andreas Maier Germanistik, Philosophie und Altphilologie in Frankfurt am Main. Großes Aufsehen erregte er im Jahr 2000 schon mit seinem ersten Roman „Wäldchestag“, der ebenso wie einige andere Werke in Frankfurt spielt. Maier wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Aspekte“-Literaturpreis, dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und dem Wetterauer Kulturpreis.
Die Lesung wurde von der Journalistin und Schriftstellerin Christiane Kohl moderiert, die viele Jahre für den "Spiegel" und die Süddeutsche Zeitung arbeitete. Kohl hat Germanistik, Politik und Geschichte studiert und mehrere erfolgreiche Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus geschrieben. Seit 2012 leitet sie das Literaturfestival „Literarischer Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ im Landkreis Waldeck-Frankenberg.
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