30 Jahre Mauerfall – 15 Jahre EU-Erweiterung

Am 9. Oktober 2019 haben die Partnerregionen Nouvelle-Aquitaine, Emilia-Romagna, Hessen und Wielkopolska zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „30 Jahre Mauerfall – 15 Jahre EU-Erweiterung: Ein vereintes Deutschland – ein vereintes Europa“ in das Mehr-Regionen-Haus in Brüssel eingeladen.

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Ewa Kopacz, ehemalige Ministerpräsidentin Polens und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, und Europastaatssekretär Mark Weinmeister eröffneten gemeinsam den Abend. In ihrem Statement gab Kopacz einen Überblick über den Transformationsprozess Polens vom kommunistischen Regime zur demokratischen Republik. Der Sieg der Solidarność bei den Wahlen am 4. Juni1989 und der Fall der Berliner Mauer am 9. November des gleichen Jahres in Deutschland hätten entscheidenden Einfluss auf die politischen und sozialen Veränderungen - über Mittel- und Osteuropa - hinaus gehabt. In dem Zusammenhang sprach sie auch den „unvergesslichen“ Besuch des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl in Polen an. Seine Umarmung des polnischen Premierministers Mazowiecki sei der Beginn einer echten deutsch-polnischen Versöhnung gewesen. Der polnischen Bevölkerung sei das westliche Europa damals als unerreichbares Paradies erschienen: Eine Oase des Wohlstands, aber vor allem einer unglaublichen Freiheit.

Mit dem Beitritt zur EU und später zur NATO sei Vieles einfacher geworden, denn Europa habe einen Rahmen von Rechten und Freiheiten sowie von Solidarität geschaffen, betonte Kopacz. Nun gelte es, alles zu tun, um Europa zu stärken. Denn nur die EU als Ganzes werde in der Lage sein, im globalen Wettbewerb zu bestehen. Gemeinsam müsse man vernünftige Antworten auf die großen Herausforderungen finden.

Europastaatsekretär Mark Weinmeister unterstrich in seinem Beitrag, dass die heutige Form der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens ohne das Volk der Solidarität, das seinerzeit auf den Straßen der Städte der DDR protestierte und das seine eigenen Ängste und Befürchtungen überwunden hatte, nicht möglich geworden wäre. Er zitierte die Erfolge der polnischen Solidaritätsbewegung, die auch die Bevölkerung in Ostdeutschland damals zum Aufbruch inspirierte und somit indirekt zur deutschen Wiedervereinigung führte: "Wir haben die Dynamik in Polen aus beiden Teilen Deutschlands mit Bewunderung betrachtet. Wenn wir uns an den Geist von 1989 erinnern, dann wissen wir, dass Menschen, die etwas bewegen wollen, auch etwas erreichen können“, sagte Europastaatssekretär Mark Weinmeister.

In der anschließenden Diskussion beleuchteten Prof. Dr. Paweł Stachowiak, Adam-Mickiewicz-Universität, Anne-Marie Cocula, Historikerin und ehemalige Präsidentin der Universität Bordeaux-Montaigne sowie Jutta Fleck, Leiterin des Schwerpunktprojekts “Politisch-Historische Aufarbeitung der SED-Diktatur” in Hessen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Zeit der Teilung, der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas und die Herausforderungen der Zukunft.

In seinem Schlusswort verwies Prof. Dr. Patrizio Bianchi, Minister für Europäische Angelegenheiten, Berufl. Bildung, Beschäftigung, Forschung und Hochschulen der Regionalregierung der Emilia-Romagna, auf die langfristigen Ziele, die in der Lissabon-Strategie und der Strategie Europa 2020 für Europa formuliert sind - Europa zum dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Er erinnerte daran, dass die europäischen Länder, um dies zu erreichen, mehr Demokratie, Gleichheit und Gerechtigkeit brauchen. Ottmar Berbalk, Media Business Politics, moderierte die Veranstaltung.

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