Die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, und der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA, Stefan Oschmann, haben am 13. November 2019 zu einer spannenden Diskussion zum Thema „Umgang mit ethischen Implikationen neuer Technologien im Gesundheitsbereich“ in die Hessische Landesvertretung eingeladen.
Digitale Innovationen können im Gesundheitsbereich große Fortschritte für den Menschen bedeuten, sagte der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten Mark Weinmeister in seiner Begrüßung. Er betonte jedoch, dass dabei ethische Aspekte ein wichtiges Zukunftsthema seien. Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts müsse die Frage nach der Balance des technisch Machbaren und des ethisch Zulässigen stets neu gestellt und beantwortet werden. Dr. Sarah J. Becker, Mitbegründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des idigiT - Institute for Digital Transformation in Healthcare GmbH, beleuchtete in ihrem Impulsreferat das Spannungsverhältnis zwischen den digitalen Möglichkeiten der modernen Medizin auf der einen und den Fragen ethischer Grundwerte und des Datenschutzes auf der anderen Seite. Ethik dürfe nicht als innovationshemmende Bremse, sondern als Grundlage für eine werteorientierte Medizin verstanden werden, so Becker.
In der anschließenden Podiumsdiskussion bezog die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes, Nicola Beer, Position dafür, dass die Europäische Union sich an die Spitze des technischen Fortschritts im Gesundheitsbereich setzen müsse. Datensicherheit sei wichtig, allerdings dürfe sie den Fortschritt nicht von vornherein verhindern. Sie schlug vor, die Mündigkeit der Bürger durch sogenannte „digitale Beipackzettel“ zu erhöhen. Dr. Sarah J. Becker forderte in diesem Zusammenhang mehr Transparenz in der Diskussion. Problematisch sieht sie unter anderem, dass der vorhandene Wertekanon noch nicht auf die Besonderheiten des digitalen Zeitalters übertragen worden sei. Prof. Dr. med. Steven Hildemann, Chief Bio-Ethics and Employee Officer und Vorsitzender des Merck Bioethics Advisory Panel, erklärte, dass der Nutzen innovativer Technologien im Gesundheitsbereich nach seiner Auffassung immer größer als deren Risiken sein dürfte. Der technologische Fortschritt ginge wesentlich schneller voran, als dass die Beantwortung damit einhergehender ethischer Fragen möglich sei. Ferner plädierte Professor Hildemann dafür, die Diskussion über ethische und technologische Fragen des Gesundheitswesens aus den Fachkreisen hinaus in die breite Öffentlichkeit zu tragen.
Monika Jones, Deutsche Welle TV, hat die Diskussion moderiert.