Europa bestehe keinesfalls nur aus einem gemeinsamen Binnenmarkt, sondern sei ein Europa der Werte, das weitestgehend durch den christlichen Einfluss geprägt sei, betonte der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister, in seiner Begrüßung. Vor allem Menschlichkeit und Kooperation seien zwei Grundpfeiler, die die Europäische Gemeinschaft zusammenhalten und die Zukunft der Union bestimmen sollten. Hierin pflichtete ihm Bischof Hein bei. Man müsse allerdings - in Anspielung auf Heinrich Heines Vers - die Sorgen vieler Menschen ernstnehmen und überlegen, wie man mit ihnen umgehe.
Spätestens seit der so genannten „Flüchtlingswelle“ von 2015 sei eine Verunsicherung zu spüren, die sich fatalerweise ständig selbst verstärke, sagte Martin Hein. Dabei spielten das Internet und die neuen technischen Möglichkeiten der Interaktion eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der Brexit, die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich, die Regierungskonstellation in Italien, der Rechtsruck in Ungarn und Polen, die Krise in Österreich, aber auch das Erstarken rechtspopulistischer Parteien in Musterländern der Demokratie wie Dänemark und Deutschland trügen ebenfalls zur Sorge vieler Menschen bei. Gleichzeitig hätten nicht nur Deutschland, sondern auch große Teile Europas mit Blick auf die Flüchtlingskrise hohes bürgerschaftliches Engagement bewiesen.
Zudem habe die deutsche Wiedervereinigung vor 30 Jahren gezeigt, dass die Menschen in Deutschland in der Lage seien, friedlich und gemeinschaftlich zu handeln. Aus Heins Sicht muss der Erfolg der deutschen Einigung als positives Beispiel zur Gestaltung eines geeinten Europas dienen. Die Kirchen seien entschlossen, sich weiterhin an der Entwicklung einer humanen Gesellschaft zu beteiligen und den Prozess der europäischen Einheit voranzutreiben.
Im Gespräch mit Franziska Broich, EU-Korrespondentin der Katholischen Nachrichten-Agentur, Brüssel, benannte Hein unter anderem den Klimawandel, die Jugendförderung, die Digitalisierung sowie die Festigung der Stellung Europas in der Welt als wichtigste Aufgaben, die es in Zukunft gemeinschaftlich zu bewältigen gelte.