Mit diesen Fragen setzten sich Experten auf Einladung der Hessischen Europaministerin Lucia Puttrich und des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) am 10. Oktober 2019 unter der Überschrift „Innovation bei Sustainable Finance“ in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel auseinander.
Christoph Wengler, Mitglied der VÖB-Geschäftsleitung, wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Sustainable Finance ein wichtiger Teil des von der designierten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten „Green Deals“ der EU Kommission sei. Nachhaltigkeit sei eine strategische Priorität vieler öffentlicher Banken. Jürgen Kern, Direktor für Konzernstrategie und Nachhaltigkeit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), präsentierte die Roadmap for Sustainable Finance der KfW. Die KfW sehe sich den UN-Nachhaltigkeitszielen verpflichtet und habe bereits 1.500 Indikatoren entwickelt, um das Geschäft den 17 Nachhaltigkeitszielen zuzuordnen. Außerdem wolle die KfW künftig ihre jährlichen CO2-Emissionen messen und sich dann selbst Reduktionsziele setzen. Anschließend stellte Matthias Felscher, Head of Sustainable Finance der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Nachhaltigkeitsstrategie der Landesbank vor und ging dabei auch auf das Projekt des „Stuttgarter Klimakredits“ ein. Er betonte, dass Nachhaltigkeit eine strategische Entscheidung sei. Anders, als bei „grünen“ Anlagen im Bereich Umweltschutz seien nach seiner Auffassung allerdings die Effekte bei sozialen Anlagen schwieriger zu messen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion zeigte sich die Europaabgeordnete Prof. Molly Scott Cato, Mitglied im ECON-Ausschuss und Schattenberichterstatterin zum Maßnahmenpaket „Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums“, davon überzeugt, dass öffentliche Banken eine wichtige Rolle bei den Transformationsprozessen zu einer nachhaltigen Wirtschaft spielten. Der Parlamentarier Engin Eroglu, ebenfalls Mitglied im ECON-Ausschuss, wies darauf hin, dass der deutsche öffentliche Bankensektor einzigartig in Europa sei. Ihn gelte es ebenso wie die Finanzmarktstabilität in Europa zu schützen. Entscheidend sei deshalb, das Gleichgewicht zwischen den Anforderungen eines wettbewerbsfähigen Finanzmarktes einerseits und dem Umweltschutz andererseits zu finden. Für eine verantwortungsvolle Regulierung sprach sich auch Scott Cato aus. Aus ihrer Sicht müsse der Gesetzgeber frühzeitig Signale senden, beispielsweise einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, damit der Finanzsektor und die Industrie rechtzeitig Klarheit hätten. Zentrale Fragen der anschließenden Aussprache waren das Verhältnis von der Verantwortung des Finanzsektors zu der Verantwortung des Gesetzgebers und die praktische Umsetzung der Anforderungen einer Sustainable Finance Strategie. Die Diskussion moderierte Hendrik Kafsack, EU-Korrespondent der FAZ.