Eingeladen hatten Europaministerin Lucia Puttrich, Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, die Landesbank Hessen-Thüringen sowie der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen.
Zur Abendveranstaltung am 4. März 2020 begrüßte Dr. Martin Worms, Staatssekretär im Hessischen Finanzministerium, in Vertretung von Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, der in Hanau an der Gedenkveranstaltung anlässlich des Terroranschlags vom 19. Februar teilnahm. Den Opfern des Anschlags wurde mit einer Schweigeminute gedacht. In seiner Rede betonte Staatssekretär Dr. Worms, dass sich die Hessische Landesregierung dafür stark mache, Proportionalität und Verhältnismäßigkeit in der Regulierung auf neue Beine zu stellen. Die Regulierung solle über zehn Jahre nach der Finanzkrise stärker nach dem Verhältnismäßigkeitsprinzip angemessen und effektiv gestaltet werden. Großes Risiko – so Worms weiter – verlange unbestritten starke Regulierung. Spiegelbildlich müsse aber auch ein risikoarmes Geschäftsmodell zu einer passgenauen Regulierung mit geringerem Aufwand auf Institutsseite führen. Beim zweiten großen Themenkomplex Digitalisierung sah Worms vor allem neue Möglichkeiten und Chancen, wenn die Regionalbanken es schaffen, ihre Präsenz in der Fläche in die digitale Welt zu übertragen.
Gerhard Grandke, geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), und Michael Hager, Kabinettschef des Kommissions-Vizepräsidenten Dombrovskis, betonten im Anschluss in ihren jeweiligen Keynotes den besonderen Stellenwert der Regionalbanken innerhalb des deutschen Bankensystems. Diese seien das Rückgrat der deutschen Finanzwirtschaft, weswegen man bei zukünftigen Entwicklungen insbesondere auf Proportionalität achten müsse, um kleine Finanzinstitute nicht unverhältnismäßig zu belasten. Dies erfordere auch stetige Aktivität in Brüssel, da sich das deutsche Bankensystem grundlegend von anderen Ländern unterscheidet und man deswegen darauf achten müsse, dass die Belange der Regionalbanken auch auf europäischer Ebene berücksichtigt werden.
Anschließend folgte eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Dr. Detlef Fechtner, Stv. Chefredakteur der Börsenzeitung, an der neben Staatssekretär Dr. Martin Worms und Michael Hager noch der Europaabgeordnete Engin Eroglu, Georg J. Huber, Leiter der EU-Repräsentanz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) in Brüssel, sowie Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), teilnahmen. Vor allem die Megatrends der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit (hierbei vor allem Green Finance) kamen hier erneut zur Sprache, allerdings auch verschiedene EU-Reformvorhaben, die den Bankensektor maßgeblich beeinflussen könnten, beispielsweise ein europäisches Einlagensicherungssystem (EDIS) sowie die Basel III/IV-Reformen.
Am 5. März eröffnete erneut Staatssekretär Dr. Martin Worms den zweiten Konferenztag und umriss die beiden wohl größten Herausforderungen vor denen Regionalbanken in den kommenden Jahren stehen werden und mit denen sich die Konferenzteilnehmer im Laufe des Vormittags maßgeblich auseinandersetzten, nachdem sie auch am Vortag schon zur Sprache gekommen waren: Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Den Auftakt machte Herbert Hans Grüntker, Vizepräsident des Gesamtvorstands des DSGV sowie Vorstandsvorsitzender der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Er betonte, dass Digitalisierung als Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften dient und bezeichnete beides als eminent wichtig für den langfristigen Erfolg von Regionalbanken. Dennoch mahnte er an, dass dies keine zwanghaften Strukturreformen nach sich ziehen dürfe und der Staat nicht mit zu vielen Regulationen in das funktionierende und von Diversität geprägte deutsche Bankensystem eingreifen dürfe.
Anschließend referierte Gunnar Münt von der Europäischen Investitionsbank (EIB) über den „European Green Deal“ sowie den Umbau der EIB zur „grünen Bank“. Er prangerte an, dass man in Europa, vor allem aber weltweit, den vorgegebenen Klimazielen derzeit noch weit hinterherhinke und forderte ambitioniertere grüne Politik. Die EIB solle hierbei als „europäische Klimabank“ dienen und in Zukunft vermehrt grüne Investitionen fördern.
Als nächste Rednerin widmete sich Marija Kolak, Präsidentin des BVR, vor allem dem Thema Digitalisierung. Auch sie sah die Digitalisierung als Treiber der Nachhaltigkeit, mahnte jedoch auch an, dass digitale Reformen ressourcenschonend im Sinne der Nachhaltigkeit angegangen werden sollten. Sie appellierte dabei sowohl an politische Unterstützung, als auch an das Verständnis von Bankkunden.
Samy Harraz vom Single Resolution Board (SRB) hob abschließend nochmals die Diversität des deutschen Bankensystems hervor, was der Stabilität zuträglich sei. Er stimmte mit seinen Vorrednern überein, dass Reformen im Zuge der Digitalisierung und Nachhaltigkeit diese Diversität nicht angreifen dürfen und kleine Geldinstitute miteinbeziehen müssen.