Der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten Mark Weinmeister erinnerte eingangs an das berühmte Zitat des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, dass „deutsche und europäische Einheit zwei Seiten derselben Medaille“ seien. Die deutsche Wiedervereinigung vor 30 Jahren sei das bedeutendste Ereignis der jüngsten deutschen und europäischen Geschichte gewesen, so Weinmeister. Mit ihr habe sich die Gesamtsituation in Europa verändert. Die friedliche deutsche Wiedervereinigung habe die Weichen in Richtung der ersten Osterweiterung im Jahr 2004 gestellt. Ohne seine europäischen Partner hätte Deutschland die Einheit jedoch nicht vollziehen können.
Ingo Espenschied nahm das Publikum mit auf eine digitale Zeitreise und spann dabei einen großen historischen Bogen: Von der Teilung Deutschlands durch die vier Siegermächte 1945 bis zum Inkrafttreten des deutschen Einigungsvertrags 1990. Dabei ging er nicht nur auf die unterschiedliche politische und wirtschaftliche Entwicklung der beiden deutschen Staaten, sondern immer wieder auch auf historische Meilensteine ein: Auf den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953, der mit Hilfe sowjetischer Panzer niedergeschlagen wurde, den Bau der Berliner Mauer im August 1961, der die Teilung Deutschlands zementierte, aber auch auf die neue Ostpolitik der deutschen Bundesregierung, zunächst von Willy Brandt, der die Verständigung mit dem Osten zu einem seiner wichtigsten politischen Ziele machte, und dann von Helmut Kohl, der mit seinem Zehn-Punkte-Programm die Überwindung der Teilung Deutschlands einleitete. Unter ihm war es im September 1987 erstmals zu einem Besuch Erich Honeckers in Bonn gekommen. Schließlich beleuchtete Ingo Espenschied die vielfältigen Ereignisse rund um die friedliche Revolution in Ostdeutschland, Helmut Kohls historische Reden zu seinem 10-Punkte-Plan vor dem Deutschen Bundestag und vor der Dresdener Frauenkirche, den berühmten Auftritt des damaligen deutschen Außenministers Dietrich Genscher in der Botschaft in Prag, sowie die denkwürdige Pressekonferenz des SED-Mitglieds Günter Schabowski am 9. November 1989, dessen Satz: „Ja, ich glaube schon, diese Regelung gilt ab sofort“ den Ansturm der Bevölkerung auf die Grenzübergänge (vor allem der Bornholmer Straße) ausgelöst und schließlich zum Fall der Mauer geführt hatte. Am Ende sei es der klugen Politik Helmut Kohls, dem Einlenken Russlands und der europäischen Partner, vor allem Großbritanniens und Frankreichs, aber auch dem amerikanischen Präsidenten George Bush, zu verdanken gewesen, dass der Deutsche Einigungsvertrag am 3. Oktober 1990 in Kraft treten konnte.