Eingeladen zu der digitalen Veranstaltung hatten die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, und der Leibniz-Forschungsverbund „Krisen einer globalisierten Welt“ gemeinsam mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen – Goethe Universität Frankfurt“.
Europastaatssekretär Mark Weinmeister unterstrich in seiner Begrüßung die Bedeutung der „Klimakrise“ als eine der zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Wichtig sei es, die richtige Balance zwischen Ökonomie und Ökologie zu finden, damit auch zukünftige Generationen in einer intakten Umwelt leben und arbeiten können. Bei den hierzu notwendigen Maßnahmen ginge es vor allem darum, die Menschen mitzunehmen und nicht zu überfordern. Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und Sprecherin des Leibniz-Forschungsverbunds „Krisen einer globalisierten Welt“, verdeutlichte in ihrem Grußwort die wechselseitigen Abhängigkeiten, mit denen die Menschen gerade konfrontiert seien. Sie verwies auf die Herausforderung langfristig wirkender Entscheidungen, die zur Krisenbewältigung notwendig, aber möglich seien. Somit könne die Corona-Krise als Chance zur Bewältigung der Klimakrise verstanden werden.
Der Menschheit sei es seit 1870 noch nie so gut und der Natur noch nie so schlecht gegangen, sagte Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Die Klimakrise sei in einem übergeordneten Zusammenhang mit anderen Umweltkrisen zu sehen, die letztlich alle zeigten, dass das System Umwelt-Mensch aus der Balance geraten sei. Die notwendigen Entscheidungen bedeuteten einen Systemwandel, der wirtschaftliche, soziale und natürliche Dimensionen des Lebens nachhaltig miteinander verbinde und in dem zugleich ein grünes Wachstum möglich sei. Die absolut zentrale Frage doch, wie viel wir bereit seien, in die Zukunft zu investieren. Insgesamt sei es wichtig, global zu agieren, Europa sei zwar ein wichtiger, aber kleiner Teil des Ganzen, führte der Wissenschaftler weiter aus.
Der Europaabgeordnete Michael Bloss und Niels Schuster von der Generaldirektion Klima der EU Kommission und zuständig für den „Green Deal“, stimmten als Vertreter der zwei Institutionen sowohl den Mahnungen als auch den Lösungsvorschlägen überwiegend zu, etwa hinsichtlich des Ziels der Klimaneutralität bis 2030 und der Nachhaltigkeit. Bloss betonte, dass die Maßnahmen so zu gestalten seien, dass auch der Wirtschaft Wachstum ermöglicht werde. Er betonte, dass gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen dabei viele Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, beispielsweise im Bereich der Häusersanierung, um diese den erforderlichen Regelungen anzupassen. Schuster unterstrich, dass die Dimension der Aufgabe riesig sei, aber gerade auf europäischer Ebene würden aktuell wichtige Debatten geführt, wie zum Beispiel den ressourcenschonenden Umbau der Energiesysteme im Rahmen des „Green Deal“ und weitere politische und ökonomische Entscheidungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Aus seiner Sicht böten diese die Gelegenheit, sich den Herausforderungen zu stellen. Der Green Deal beispielsweise habe mit einem ganzheitlichen Ansatz, den Anspruch eines notwendigen Systemwechsels, wenn man an die Biodiversitätsstrategie, Schutz der Artenvielfalt, Maßnahmen für die Landwirtschaft und Ernährung denke. Bis Juni 2021 wolle die Kommission Maßnahmen vorlegen, wie die Ziele zu erreichen seien, so Schuster. Zum Stand der Verhandlungen zum Green Deal zeigte er sich optimistisch, eine Einigung beim kommenden Europäischen Rat zu erzielen, vorbehaltlich des Rechtsstaatsmechanismus und der Budgetfrage.
Ralph Sina, Leiter des WDR/NDR-Hörfunkstudio Brüssel, hat die Diskussion moderiert.
Das Video zur Veranstaltung kann über diese Links abgerufen werden:
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