Podiumsdiskussion „Dual in Europa“

Wie gut ist die duale Berufsausbildung in Europa aufgestellt? Lässt sich das deutsche duale Ausbildungssystem auf andere Mitgliedsstaaten ausweiten? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen der Abendveranstaltung „Dual in Europa“ in der Landesvertretung Hessen am 03.03.2020 diskutiert.

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Zu der Veranstaltung hatten die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich, der Minister der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens für Bildung, Forschung und Erziehung Harald Mollers sowie der Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main Bernd Ehinger eingeladen.

Fachkräftegewinnung und berufliche Bildung in Europa waren die zentralen Themen des Abends. Mark Weinmeister, Hessischer Staatssekretär für Europangelegenheiten, begrüßte insbesondere die fachliche Zusammenarbeit zwischen der Region Ostbelgien und Hessen. Anhand des „Fachkräftemonitor Hessen“ machte er zunächst deutlich, dass nicht nur bei der Pflege, sondern auch bei der Mobilität im weiteren Sinne, beispielsweise Zugpersonal, sowie der Elektrotechnik, der derzeitig wachsende Bedarf an Fachkräften in bestimmten Bereichen nicht sichergestellt sei. Ähnlich sei die Situation auch in anderen Regionen Europas. Damit sei die Fachkräftegewinnung und die damit verbundene berufliche Bildung eine Herausforderung für ganz Europa.

Dass hessische Handwerksunternehmen vermehrt auch europäische Interessen haben, hob auch Bernd Ehinger hervor. Neben den wirtschaftlichen Belangen spiele dabei auch die gesellschaftliche Dimension des Engagements eine Rolle: Zentrales Element für den wirtschaftlichen Erfolg sei dabei die berufliche Bildung: „Dual in Europa ist Sinnbild für den europäischen Zusammenhalt. Es wäre schön, wenn wir die Chance ergreifen, „Dual in Europa“ auch als gesellschaftliche Klammer zu verstehen“, so Ehinger. Dieses Konzept stoße in anderen Regionen Europas jedoch vor der Implementierung auf Hürden, die Ehinger als „Kopfprobleme“ beschrieb. Insbesondere die Sorge vor der Abwanderung der Auszubildenden nach einer Berufsausbildung würden viele Unternehmen als finanzielles Risiko sehen, Ehinger weiter.

Harald Mollers betonte in seiner Rede den Erfolg des dualen Systems in Ostbelgien: Dennoch stelle er fest, dass, obwohl eine Entscheidung zur Berufsausbildung als Jobgarantie gelte, zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt blieben. Um den Fachkräftemangel im Handwerk europaweit zu bekämpfen sei es aus Sicht des Kommissionsvertreters Norbert Schöbel ratsam, Anreize zu schaffen, beispielsweise auch Personen über 30 eine Berufsausbildung zu ermöglichen.

Im Anschluss diskutierten die Vorredner mit der Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes Nicola Beer über die Zukunft des dualen Ausbildungssystems in Hessen und Europa. Man war sich einig, dass das System zukünftig stärker auf Änderungen an geforderten Berufsbildern reagieren und eine verbesserte und über Erasmus+ hinausgehende Möglichkeit zur Mobilität der Auszubildenden in Europa angeboten werden solle. Zudem biete die Digitalisierung die Möglichkeit, mit einer veränderten Art der Wissensvermittlung mehr auf die Bedürfnisse moderner Auszubildender einzugehen. Wichtig sei auch, die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen, die Förderung von Sprachkenntnissen sowie der europaweite Austausch von bewährten Vorgehensweisen ausbildender Unternehmen zu verbessern. Hendrik Kafsack, EU-Korrespondent der FAZ, hat die Diskussion moderiert.

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