Eingeladen hatten die hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich, das Institut der deutschen Wirtschaft und der Bundesverband deutscher Banken. Dabei wurde nach einer Einführung durch Dr. Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Banken, mit dem Berichterstatter im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) zu dem Bankenpaket Jonás Fernández (S&D/ESP), Dr. Marcus Chromik, Chief Risk Officer bei der Commerzbank, James Watson, Director Economics bei BusinessEurope, über die Umsetzung der Baseler Beschlüsse aus dem Jahr 2017 in europäisches Recht diskutiert. Die Veranstaltung wurde von Sandra Parthie, Leiterin Büro Brüssel vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, moderiert.
15. Juni 2022
„Basel-Umsetzung in Ausnahmezeiten – Suche nach der richtigen Balance“
Stabilität des Bankensystems - Investitionen für gesicherte Lieferketten – Rating als Wettbewerbsnachteil für KMU
Ossig hob zunächst hervor, dass die Banken während der Pandemie gezeigt hätten, dass sie Teil der Lösung seien. Des Weiteren ging er auf die Problematik der gestörten Lieferketten ein. Dies würde zeigen, wie wichtig Investitionen in diesen Bereichen wären, um langfristig gesicherte Lieferketten zu gewährleisten. Die Bankenfinanzierung sei hierfür elementar und durch die Umsetzung der Baseler Regelungen dürfe das vorhandene Kapital zur Finanzierung der Wirtschaft nicht verkleinert werden, so Ossig. Fernández hingegen betonte, dass die Stabilität des Bankensystems oberste Priorität haben müsse. Dies rechtfertige auch hohe Kapitalanforderungen für Banken. Des Weiteren habe das Rating für Unternehmen den Vorteil, dass sie leichter Finanzierungen auf dem Kapitalmarkt bekommen. Dies wäre auch eine Stärkung der Kapitalmarktunion.
Chromik verwies darauf, dass die Banken jeden Euro für Investitionen in die richtige Richtung und Innovation benötigen würden. Bei dem entsprechend den Baseler Regelungen präferierten Rating von Unternehmen sehe er das Problem, dass es insbesondere in Deutschland viele mittelständische Unternehmen gäbe, die erstmals zu bewerten wären. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch, dass inmitten einer Krise das Rating vorgenommen werden müsste. Watson betonte, dass Investitionen derzeit bereits aufgrund steigender Zinsen, Kostensteigerungen und Umstrukturierungen bei den Lieferketten teurer geworden seien. Vor diesem Hintergrund stelle insbesondere das mit einer Besserstellung verbundene Rating von Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil für mittelständische Unternehmen dar.