Zweitstärkste Kraft wurde das oppositionelle „Bündnis der Bauern und Grünen (ZZS)“ mit 12,7 Prozent (gegenüber 9,91 Prozent im Jahr 2018). Aufgrund interner Konflikte haben die Grünen jedoch die Partei nach 20 Jahren Zusammenarbeit im Juni 2022 verlassen und haben sich für diese Wahl dem neuen Wahlbündnis „Vereinigte Liste (AS)“ angeschlossen, das mit 11,01 Prozent gut abgeschnitten hat. Von Ministerpräsident Kariņš bisherigen drei Koalitionspartnern schaffte nur die rechtskonservative „Nationale Allianz (NA)“ mit 9,29 Prozent (gegenüber 11,01 Prozent im Jahr 2018) den Sprung ins Parlament. Sie spricht sich unter anderem gegen die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus und vertritt eine Bildungs- und Sprachenpolitik zur Unterstützung des Lettischen. Die liberale proeuropäische Partei „Entwicklung/dafür!“, die 2018 noch bei über 12 Prozent lag, hat um 0,03 Prozentpunkte den Einzug ins Parlament verfehlt. Der große Verlierer dieser Wahl ist jedoch die sozialdemokratische, pro-russische Partei „Harmonie (SDPS)“ mit 4,8 Prozent (2018 noch bei 19,8 Prozent), die damit den Einzug ins Parlament verpasst hat. Ihre Kernwähler kommen aus der russischstämmigen Minderheit. Demgegenüber hat die pro-russische Partei „Für Stabilität! (S)“, die erst im Januar 2021 neu gegründet wurde, mit 6,8 Prozent den Sprung ins Parlament geschafft. Ihr Programm zielt auf einen Umbau des Staates und die Stärkung der lettischen Unabhängigkeit bis hin zum Austritt aus der EU hin. Die sogenannte „Kreml-Partei“ war zudem im Wahlkampf überaus aktiv in den sozialen Netzwerken. Ebenfalls im Parlament vertreten sind die neu gegründete christlich orientierte Partei „Lettland Zuerst (LPV)“, die insbesondere von jungen Menschen gewählt wurde, die sich eher für grüne Themen interessieren sowie die sozialdemokratische „Progressiven (PRO)“. Bestimmende politische Themen im Wahlkampf waren aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und seine Folgen Fragen zur nationalen Sicherheit Lettlands, steigende Energiekosten sowie die stetig ansteigende Inflation (circa 30 Prozent).