„Hessen in Space“ – Perspektiven der europäischen Raumfahrt für die Regionen in der EU

Am 7. September 2022 hat der Hessische Raumfahrtkoordinator Prof. Dr. -Ing. Johann-Dietrich Wörner die erste hessische Raumfahrtstrategie in der Landesvertretung in Brüssel vorgestellt. In der anschließenden Diskussion ging es um die künftige Rolle der Regionen bei der Weiterentwicklung der europäischen Raumfahrt und die Chancen, die damit verbunden sind.

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Die Veranstaltung fand mit Unterstützung des Netzwerks NEREUS („Network of European Regions using Space Technologies“) statt. Der Hessische Europastaatssekretär Uwe Becker betonte, dass Hessen unter anderem mit dem Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC und der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) zu den bedeutendsten europäischen Raumfahrtstandorten gehört. Ziel sei, den Raumfahrtstandort Hessen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Paraskevi Papantoniou, amtierende Direktorin für den Weltraum in der Generaldirektion für Verteidigungsindustrie und Raumfahrt der Europäischen Kommission, wies auf den Paradigmenwechsel in der Raumfahrt hin. Dieser zeige sich insbesondere in der Kommerzialisierung der Raumfahrt. Hier versuche die Europäische Union bei den Hauptprojekten GALILEO und COPERNICUS, private Firmen mit einzubinden. Zudem sei es wichtig, die lokalen Raumfahrtakteure in Europa zusammenzuführen. Papantoniou hob zudem die Bedeutung der Raumfahrt für die Sicherheit und die Unabhängigkeit der Europäischen Union hervor. Auch Prof. Dr. -Ing. Johann-Dietrich Wörner, Hessischer Raumfahrtkoordinator, sprach vom Paradigemenwechsel in der Raumfahrt. Die Hessische Raumfahrtstrategie verfolge fünf wesentliche Ziele: Raumfahrtprojekte und –Akteure in Hessen ansiedeln, Schaffung von mehr raumfahrtbezogenen Arbeitsplätzen, Steigerung der Leistungsfähigkeit des Sektors in Hessen im Space und Non-Space Bereich, stärkere Positionierung Hessens als Raumfahrtstandort sowie stärkere Nutzung der Raumfahrt durch die öffentliche Hand. Der öffentlichen Hand komme dabei die wichtige Rolle zu, Raumfahrtangebote (beispielsweise Auswertung von Satellitenfotos) zu nutzen, zudem die Rolle eines Vermittlers sowie eines Regulators im Bereich Raumfahrt. Bereits jetzt gäbe es sehr viele Raumfahrtakteure in Hessen im Space- und Non-Space-Bereich. Die Unternehmen in Hessen sind insbesondere auf die Anwendungen im „Downstreamsektor“ fokussiert. Wichtig sei nun die Vernetzung, Informationsbeschaffung und Förderung aller Akteure in Hessen.

„Hessen in Space“ – Perspektiven der europäischen Raumfahrt für die Regionen in der EU
v.l.n.r. Podiumsdiskussion mit Thierry Cotelle, Präsident von NEREUS, Paraskevi Papantoniou, amtierende Direktorin für den Weltraum bei der Europäischen Kommission, Prof. Dr. -Ing. Johann-Dietrich Wörner, Michael Gahler, Mitglied des Europäischen, Moderation Linda van Duivenbode, dotSPACE foundation

In der anschließenden Podiumsdiskussion unterstrich Thierry Cotelle, Präsident von NEREUS, dass die Regionen sowohl Nutzer als auch politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsträger in der Raumfahrt seien. Er verwies auf verschiedene weitere Regionen in der Europäischen Union, die bereits eigene Raumfahrtstrategien entwickelt hätten, und regte einen stärkeren Austausch zwischen diesen NEREUS-Partnern an. Der hessische Europaabgeordnete Michael Gahler machte deutlich, dass der autonome Zugang zur Raumfahrt essentiell sei, um den Sicherheitsinteressen der EU gerecht werden zu können. Linda van Duivenbode von der dotSpace foundation in Noordwijk hat die Veranstaltung moderiert.

Hessischer Raumfahrtkoordinator erstmals zu Gesprächen in Brüssel

Am 07.09.2022, im Vorfeld der Abendveranstaltung „Hessen in Space“, führte der Hessische Raumfahrtkoordinator Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner eine Reihe von Gesprächen in Brüssel. In der Generaldirektion Verteidigungsindustrie und Weltraum traf er u.a. mit der amtierenden Direktorin Paraskevi Papantoniou zusammen. Er stellte die hessische Raumfahrtstrategie vor und den Raumfahrtstandort Hessen. Dabei betonte er auch die Bedeutung des Europäischen Raumflugkontrollzentrums ESOC und der europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) sowie der Cesah GmbH - Centrum für Satellitennavigation Hessen. Er informierte sich über Unterstützungsmöglichkeiten von Seiten der Europäischen Union für kleine und mittlere Unternehmen in diesem Sektor sowie über geplante Initiativen der Kommission im Bereich der Raumfahrt. Angesprochen wurde dabei z.B. auch die künftige Rolle der Kommission im Bereich „new space“. Im Anschluss führte Wörner im Europäischen Parlament ein Gespräch mit dem Europaabgeordneten Niklas Nienass, Mitglied in der „Intergroup Sky and Space des Europäischen Parlaments“. Er betonte die Rolle der Regionen in der Raumfahrt und stellte auch dort die hessische Raumfahrtstrategie vor. Er verwies zudem auf das Netzwerk NEREUS, in dem Hessen seit Gründung aktiv mitwirkt. Nienass berichtete über seine Gespräche in den USA und plädierte insbesondere für eine europäische Rechtssetzung für Weltraumbelange. Im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Marian-Jean Marinescu, Vorsitzender der „Intergroup Sky and Space“, ging es vor allem um die Aktivitäten der Intergroup. Das Interesse an der hessischen Raumfahrtstrategie war auch hier groß. Der Abgeordnete zeigte großes Interesse daran, die regionalen Raumfahrtstrategien näher kennen zu lernen. Auch sei eine Vorstellung in der Intergroup denkbar. Im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Christophe Grudler stand die hessische Raumfahrtstrategie ebenfalls im Mittelpunkt. Es wurde ausführlich über das Thema „Befähigungen“ mit Blick auf den Fachkräftemangel und den großen Bedarf der Raumfahrtwirtschaft an hochqualifizierten Arbeitskräften diskutiert.