Hessens Livestream: „Die Auswirkungen von Basel III auf die Immobilienfinanzierung“

In der Veranstaltung am 25. Januar 2022 zu den Auswirkungen von Basel III auf die Immobilienfinanzierung ging es insbesondere um den Konflikt zwischen Stabilität auf der einen Seite und genügend Freiraum für die Kreditvergabe auf der anderen Seite, der mit Basel III und dem Kommissionsvorschlag dazu einhergeht.

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Eingeladen hatten die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich, die deutschen Pfandbriefbanken und Finance Denmark. Nach einem Impulsvortrag des 1. Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Dr. Othmar Karas, erörterten Jonás Fernández, Mitglied des Europäischen Parlaments und Mitglied im ECON-Ausschuss, Almoro Rubin de Cervin, Referatsleiter Bankenregulierung und Bankenaufsicht GD FISMA bei der Europäischen Kommission, Carsten Tirsbaek, CEO Jyske Realkredit und President of the Association of Danish Mortgage Banks und der Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken Jens Tolckmitt die Thematik näher. Abschließend folgten Schlussbemerkungen von Ane Arnth Jensen, Deputy CEO Finance Denmark und CEO Association of Danish Mortgage Banks. Die Veranstaltung wurde von Dr. Detlef Fechtner, Chefredakteur der Börsen-Zeitung, moderiert.

Angemessene Planungssicherheit für Wohn- und Gewerbeimmobilien

Der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten Mark Weinmeister betonte in seinem Grußwort, dass die Frage, wie sich die EU in diesen Zeiten finanzpolitisch aufstelle, von hoher Wichtigkeit sei. Dies gelte neben der Bankenunion und der Kapitalmarktunion auch für die Umsetzung der Vereinbarungen zu Basel III. Im Hinblick auf Basel III hob er hervor, dass man insbesondere bezüglich der Eigenkapitalanforderungen mit einer gewissen Sorge auf die Umsetzung der Vereinbarung geblickt habe. Die Steigerungsraten seien nun aber glücklicherweise geringer ausgefallen als befürchtet. Als schwierig sah Weinmeister hingegen die vorgesehene Übergangszeit in der Frage der Wohnimmobilienfinanzierung an. Die aktuell große Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien verlange nach mehr Planungssicherheit beziehungsweise belastbaren und angemessenen Möglichkeiten.

In seinem darauffolgenden Impulsvortrag hob Dr. Othmar Karas hervor, dass der Finanzsektor und die Pfandbriefbanken in Deutschland und Dänemark die entscheidenden Kapitalgeber darstellten, sowohl für die Immobilienfinanzierung als auch für den Staat und seine Institutionen. Es müsse daher für geeignete Rahmenbedingungen gesorgt werden, damit die Kreditwirtschaft ihren Beitrag für optimale Finanzierungsbedingungen leisten könne. Des Weiteren betonte Karas, dass der Vorschlag der Kommission zur Umsetzung der Vorschriften von Basel III insgesamt gelungen sei. Ziel müsse es nun aber sein, einen guten Vorschlag noch besser zu machen. Konkret sei beispielsweise für den Immobiliensektor eine Verlängerung der Übergangsvorschriften allein keine adäquate Lösung. Hier brauche man alternative Vorschläge sowie risikosensitive Bewertungen und Regularien.

Hessens Livestream: „Die Auswirkungen von Basel III auf die Immobilienfinanzierung“
Dr. Detlef Fechtner, Chefredakteur, Börsen-Zeitung und Dr. Othmar Karas Vizepräsident des Europäischen Parlaments.

Einschätzungen und Herausforderungen

In der anschließenden Podiumsdiskussion legten die Teilnehmer ihre Einschätzungen und die aus ihrer Sicht größten Herausforderungen bezüglich des Kommissionsvorschlags dar. Jonás Fernández und Almoro Rubin de Cervin plädierten dabei für einen insgesamt konservativen Kurs, da man sich des Risikopotentials, das vom Immobiliensektor ausgehe, stets bewusst sein müsse. Risikowarnungen, wie etwa die kürzlich erfolgte Warnung der Deutschen Bundesbank, seien daher sehr ernst zu nehmen. Europa habe zudem die Pflicht, sich an die Vereinbarungen zu Basel III zu halten. Demgegenüber setzten sich Jens Tolckmitt und Carsten Tirsbaek für eine dauerhafte gesonderte Behandlung des Immobiliensektors ein. Aus ihrer Sicht sei daran zu arbeiten, die Übergangsregularien für den Sektor in eine permanente Lösung zu überführen. Ferner sei es essenziell, dass die Risikogewichte und Kapitalanforderungen die realen Risiken widerspiegeln. Andernfalls bestünde das Risiko, dass Unternehmen zur Finanzierung in andere Bereiche abwandern könnten, in denen die Regulation deutlich geringer ausfalle.

Forderung nach dauerhaften Lösungen für die Immobilienfinanzierung

Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte Ane Arnth Jensen. Sie unterstrich in ihrem Beitrag, dass der aktuelle Vorschlag der Kommission nur eine vorübergehende Lösung für die Immobilienfinanzierung vorsähe und man daher dringend an einer permanenten Lösung arbeiten müsse. Des Weiteren sei der Kommissionsvorschlag kein akademischer Versuch. Daher seien die realen Auswirkungen, besonders die auf die Kreditnehmer, stärker miteinzubeziehen.

Die komplette Veranstaltung im Video finden Sie hier:

DeutschÖffnet sich in einem neuen Fenster - Die Auswirkungen von Basel III auf die Immobilienfinanzierung

EnglischÖffnet sich in einem neuen Fenster - Basel III and the impact on property finance

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