Werner Graeff bezeichnete seinen Lebensweg als einen „Hürdenlauf durch das 20. Jahrhundert“. Nach einem hoffnungsvollen Start als Student am Weimarer Bauhaus bei Johannes Itten und Oskar Schlemmer, fasziniert vom De Stijl, von Theo van Doesburg, Mies van der Rohe und anderen Wegbereitern der Moderne, zwangen die politischen Umstände 1934 ihn und seine junge Familie, vor der „Hitlerei“ (wie er es auszudrücken pflegte) zunächst nach Spanien, später ins Schweizer Exil zu flüchten.
Sein immenser Gestaltungswille, ob als Maler, Grafiker, Fotograf, Autor, Lehrer oder Erfinder, aber auch seine Gabe, mit Ironie auf sich selbst und mit Humor auf sein Umfeld zu blicken, dürften ihn durch diese schweren Jahre getragen haben.
Erst spät, nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1951, begann für Graeff die Anschlusssuche an die europäische Gegenwartskunst. Mit Unterstützung seines väterlichen Freundes Willi Baumeister fand er zurück zur freien Kunst und einem eigenen Stil, der seinen Anspruch auf ein „harmonisches Ganzes“ zum Ausdruck brachte: Besonders eindrücklich umgesetzt auf dieser großformatigen zweiteiligen Leinwand „MAKROBING“ (1974), mit gleichgestellten Figuren, die im Kern ihres Wesens miteinander verbunden sind.
Vita
Werner Graeff (1901 – 1978)
Werner Graeff, 1901 in Wuppertal geboren, war Student am Weimarer Bauhaus und jüngstes Mitglieds der De-Stijl-Bewegung um Theo van Doesburg, Mitarbeiter des Deutschen Werkbundes und in vielen Bereichen künstlerisch-gestaltend wie auch lehrend tätig.
1921-22
Schüler von Johannes Itten und Oskar Schlemmer am Bauhaus in Weimar. Gleichzeitig im Kursus von Theo van Doesburg. Erste abstrakte Arbeiten und erste Veröffentlichung in der Zeitschrift „De Stijl“ (Manifest „Für das Neue“). Bekanntschaft mit Mies van der Rohe und Hans Richter, woraus eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft erwächst.
1934 – 1950
Exiljahre in Spanien und in der Schweiz. Im Tessin übernimmt Werner Graeff von 1940-45 die Leitung der Fotoschule Locarno.
1951
Rückkehr nach Deutschland. Werner Graeff beginnt sein „zweites Künstlerleben“ und widmet sich wieder der freien Malerei, Plastik und Grafik. Ausstellung der De-Stijl-Gruppe im Stedelijk Museum Amsterdam.
1951-59
Lehrer für freie und angewandte Fotografie an der Folkwang Schule in Essen.
1960
Beginn der freischaffenden Tätigkeit in Essen, später in Mülheim an der Ruhr.
1978
Werner Graeff verstirbt überraschend bei einem Aufenthalt in Blacksburg, Virginia