Ausgangssituation und Bedarf
Die Varroamilbe ist die Hauptursache für den Verlust von Bienenvölkern und verursacht jedes Jahr erheblichen wirtschaftlichen Schaden für Imkereibetriebe. Daher entwickeln die OG-Partner des Netzwerks Praxis-Forschung-Bienen praxisnahe, innovative Diagnose - und Behandlungskonzepte gegen die Varroamilbe.
Aufgabenstellung und Projektziele
Für ein erfolgreiches und nachhaltiges Management der Varroamilbe ist eine einfache, zuverlässige und arbeitssparende Diagnosemethode wichtig. Ziel der OG ist es, innovative Diagnosemethoden zu entwickeln, deren Aussagefähigkeit zu überprüfen und sie einer größeren Anzahl Imkerinnen und Imker in der Praxis näher zu bringen. Zudem hatte die OG das Ziel, innovative Behandlungsmethoden in ihren unterschiedlich großen Praxisbetrieben zu testen und zu verbessern. Im Zentrum stand die Optimierung von biotechnische Behandlungsmethoden, die das Imkern frei von synthetischen Varroaziden ermöglicht.
Umsetzung und Ergebnisse
Zur Verbesserung der Varroadiagnose in Imkereibetrieben hat die OG einen Citizen-Science-Versuch mit über 1.250 Bienenvölkern in Hessen zur Varroa-Diagnosemethoden initiiert. Das Ergebnis war statistisch hoch signifikant: Das Einölen des Bodenschiebers lohnt sich in der Praxis. Nur so kann verhindert werden, das Ameisen und Ohrenkneifer die Varroamilben wegtragen und das Zählergebnis verfälschen. Die zahlreichen Teilnehmenden konnten eigene Praxiserfahrungen mit der Methode sammeln und durch den gemeinsamen wissenschaftlichen Großversuchs aktiv zum Wissensgewinn beitragen. Am Institut für Bienenkunde wurde ein KI-unterstützter Varroacounter entwickelt, mit dem Ziel die Varroadiagnose zu automatisieren. Zur Verbesserung der Varroa-Behandlunsgsmethoden wurden drei Praxis-Feldversuche gemeinsam von der OG geplant und durchgeführt. Im Ersten Projektjahr stand dabei der Vergleich der oxalsäurebasierten Behandlungsmethoden „Träufeln“ oder „Verdampfen“ im Vordergrund. Hier kamen alle OG-Imkereien zu der Erkenntnis, dass in der Praxis das Oxalsäureträufeln viele Vorteile gegenüber des in andern EU-Ländern erlaubten Oxalsäureverdampfens hat. Im zweiten Projektjahr wurde, aufbauend auf den Erkenntnissen des ersten Jahres, die Dauer der biotechnischen Methode „Königin Käfigen und Behandeln“ untersucht. Hier hat sich eine Käfigdauer von 25 Tagen bewährt. Im dritten und vierten Projektjahr wurde die Bienenverträglichkeit von Oxalsäurestreifen zur Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe geprüft. Um den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis zu verbessern wurden Informationsmaterialein und Videoanleitung zum Thema Varroadiagnose und Behandlung entwickelt und kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die einzelnen Beiträge können hier abgerufen werden: https://llh.hessen.de/bildung/bieneninstitut-kirchhain/imkerei-wissen/Öffnet sich in einem neuen Fenster
Empfehlungen für die Praxis
Für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Imkerei ist es wichtig, Völkerverluste zu minimieren. Um das zu erreichen ist ein praxistaugliches Varraomanagementkonzept notwendig. Viele Imkerinnen und Imker wollen zudem auf synthetische Varroazide verzichten. Durch die hohen Sommertemperaturen im Zuge des Klimawandel wird zudem die bislang bewährte Varroabehandlung mit Ameisensäure immer schwieriger. Die temperaturunabhängigeren, innovativen biotechnische Methoden gewinnen dadurch an Bedeutung. Die gemeinsame Arbeit der OG-Praxis-Forschung-Bienen hat gezeigt, dass innovative Diagnose und Behandlungsmethoden sowohl in Großimkereinen, in mittleren Nebenerwerbsimkereien und auch bei Freizeitimkereinen erfolgreich angewendet werden können. Für die Praxis empfehlen wir Imkerinnen und Imkern
- sich umfassend und fundiert zur Biologie der Varroamilbe, der Diagnose und Behandlung zu informieren,
- die Varroadiagnose regelmäßig mindestens einmal im Monat mit einem geeigneten und eingeölten Bodenschieber durchzuführen,
- sich zu biotechnischen Behandlungsmethoden zu informieren und evtl. Kurse dazu zu besuchen und sie auch selbst in der Praxis auszuprobieren.
Erfolgsfaktoren und Tipps für neue Gruppen
- Unterschiedliche Perspektiven der einzelnen Akteure als Gewinn wahrnehmen
- Bedarfe und Ideen aus der Praxis priorisieren
- Wertschätzende Kommunikation pflegen
- Entscheidungen ergebnisoffen diskutieren und gemeinsam treffen
- Zeit und Raum für persönlichen Austausch in der Operationellen Gruppe gestalten
Förderprogramm
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER)
Fördersparte
EIP
Fördersumme
373.205,80 €
Durchführungszeitraum
2020 - 2023
Weitere Informationen
https://www.comunis-projektbuero.de/praxis-forschung-bienen/Öffnet sich in einem neuen Fenster