Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Entbürokratisierung

Europaministerin zieht Bilanz ihrer Reise nach Bosnien und Herzegowina

Europaministerin Lucia Puttrich hat ihren Arbeitsbesuch nach Bosnien und Herzegowina beendet. Am Rande der am Mittwoch stattfindenden Europaministerkonferenz in Brüssel zog sie Bilanz.

„Bosnien und Herzegowina hat fast drei Jahrzehnte nach dem Kriegsende immer noch mit den Folgen des Krieges und deutlichen gesellschaftlichen Spannungen zu kämpfen. Doch es gibt auch eine große Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zum EU-Beitritt und den damit zusammenhängenden Reformen im Land. Die Entscheidung vom Dezember 2022, dem Land den offiziellen Beitrittsstatus zu verleihen, hat nach Jahren der Stagnation zu einer spürbaren Aufbruchsstimmung geführt. Die EU, aber auch Deutschland als einer der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Partner müssen den Beitrittsstatus deshalb als Reformmotor nutzen und sich weiterhin stark in dem Land engagieren“, sagte Lucia Puttrich.

Risiken für Beitrittsverhandlungen

Besorgt zeigte sich die Europaministerin über die anhaltenden gesellschaftlichen Spannungen im Land. „Der Schlüssel zu erfolgreichen Beitrittsverhandlungen liegt am Ende in den Händen der Bosnier selbst. Die gesellschaftlichen Spannungen, die voranschreitende Separation der unterschiedlichen Ethnien und der dadurch entstehende politische Stillstand sind die größten Risiken für die Beitrittsverhandlungen und zugleich auch nicht von außen zu lösen. Die fehlenden Perspektiven führen seit Jahren zu einem großen Brain-Drain und gefährdet vor allem auch die wirtschaftliche Zukunftsperspektive Bosniens. Nur wenn sich das Land geschlossen und gemeinsam den Werten, der Vielfalt und der politischen Kultur der EU verpflichtet fühlt, werden die Reformen auch gesellschaftlich umgesetzt werden können.“

„Für mich kann das vor allem gelingen, wenn man bei den jungen Menschen ansetzt. Ich habe deshalb gezielt Jugendprojekte und Austauschprogramme besucht und man konnte sehr schnell spüren, welch europäisches Grundgefühl, welcher Zukunftsglaube und Optimismus, aber auch welche Hoffnung auf den EU-Beitritt dort vorherrschten. Die jungen Menschen in Bosnien und Herzegowina sind deshalb nicht nur unsere Verbündeten im Ringen um einen EU-Beitritt des Landes, sie sind auch der Grund, warum wir dies überhaupt machen. Europa ist Zukunft und diese Zukunft soll friedlich, wirtschaftlich stark, offen und vielfältig sein. Darin unterscheiden sich junge Bosnier nicht von jungen Hessen und das stimmt zuversichtlich“, sagte Lucia Puttrich.

Hintergrund

Während ihrer Reise traf Lucia Puttrich auch mit dem Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, Christian Schmidt, dem Direktor für EU-Integration, der bosnischen Ministerin für Umwelt- und Tourismusfragen sowie mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, etwa dem Verein „Vergessene Kriegskinder“, zusammen. Am Montag hat sie zudem die Gedenkstätte Srebrenica besucht.

In Deutschland leben über 200.000 Staatsangehörige Bosnien und Herzegowinas, ca. 25.000 von ihnen leben in Hessen. Damit war Deutschland mit Abstand das Land in der EU, welches die meisten Flüchtlinge aus Bosnien aufnahm. Das bedeutet, dass es sehr viele menschliche Verbindungen und kulturelle Anknüpfungspunkte zwischen unseren Ländern gibt. Viele der einstigen Flüchtlinge sind heute in unserer Gesellschaft integriert, sind unsere Nachbarn, Freunde oder Sportkameraden. Der Krieg in der Ukraine hat bei vielen von ihnen alte Traumata wiederbelebt.

Kontakt

Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund

Pressesprecher Europe-Ressort René Brosius

René Brosius

Pressesprecher

Bund & Europa

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