Wissensland Hessen - "Unsere Bienen"

Der Neurobiologe Bernd Grünewald und das Ringen um die Artenvielfalt.

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„Ich arbeite im Labor und nicht in der freien Natur. Dennoch habe ich gute Laune“, scherzte Professor Bernd Grünewald zu Beginn seines Vortrags in der Hessischen Landesvertretung Berlin. Der Neurobiologe lehrt an der Goethe-Universität in Frankfurt und leitet das Institut für Bienenkunde in Oberursel. In Berlin war er auf Einladung von Staatsministerin Lucia Puttrich Gast in der Reihe „Wissensland Hessen“. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe werden in regelmäßigen Abständen herausragende Wissenschaftler aus Hessen vor Berliner Publikum vorgestellt.

Politik fordert Schutz von Bienen und Imkern

Seit früher Jugend habe er sich für Insekten interessiert, verriet Grünewald im Gespräch mit dem Literaturkritiker Jochen Hieber auf die Frage, wie man Bienenforscher werde. In Deutschland gäbe es etwa 60.000 Imker und mehr als eine Million Bienenvölker. Im internationalen Vergleich stehe Deutschland gut da und immer mehr junge Leute wollten Imker werden. Es könne beinahe von einem „Bienenrausch“ in Deutschland gesprochen werden, spitzte der Hochschullehrer zu. Erfreulich sei, dass sogar die Politik das Thema im diesjährigen Europawahlkampf aufgreife. Auch war es die Parole „Rettet die Bienen!“, die das bayrische Volksbegehren für „Artenvielfalt und Naturschönheit“ zum Erfolg führte.

Bienenforschung in Hessen

An der Goethe-Universität Frankfurt erforscht Grünewald das gerade mal ein Kubikmillimeter umfassende „Supergehirn“ der Honigbiene, das hochentwickelte soziale Interaktionen und Kommunikation, erstaunliche Gedächtnis- und Geruchsleistungen ermöglicht. Bienen navigierten sicher im Radius von drei Kilometern um ihr Volk. Dabei behilflich seien ein Sonnenkompass, eine innere Uhr sowie die Fähigkeit eines Entfernungsmessers und Landmarkengedächtnisses. „Bienen sind soziale Tiere und soziale Tiere leben für die Gemeinschaft“, erklärte Grünewald. Zum Leben brauchen diese Insekten ein Nest und Blüten. Denn alle rund 20.000 Bienenarten ernähren sich von Nektar und Blüten. Umso wichtiger sei der Erhalt von Diversität der Blühpflanzen sowie der Schutz der Lebensräume für Bienen.

Einzigartig Filmaufnahmen im Bienenstock

Eigens für die Abendveranstaltung wurde ein bemerkenswertes Video mitgebracht. Zum ersten Mal wurde Filmmaterial gezeigt, das die 16-tägige Entwicklung einer Biene aufgezeichnet hat. Ermöglicht wurde dieses Projekt mithilfe einer selbstgebauten Kamerainstallation. Im Zeitraffer konnten die Gäste der Veranstaltung die Entwicklung der Biene von der Larve bis zum Schlüpfen beobachten.

Hintergrund:

Seit 2008 leitet Bernd Grünewald das Institut für Bienenkunde in Oberursel/Hochtaunuskreis, eine Tochter der Frankfurter Polytechnischen Gesellschaft. Seit 1963 wird es gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main unterhalten.

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