Klare Forderungen nach Bürokratieabbau beim Handwerk auf EU-Ebene
Europastaatssekretär Mark Weinmeisters betonte in seinem Grußwort, „Die Europäische Kommission darf sich nicht nur auf Stärkung und Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Großkonzerne konzentrieren, sondern muss auch einen besonderen Fokus auf die KMU legen.“ Europäische Vorhaben hätten oftmals auch erhebliche Kosten für KMU zur Folge. Deshalb solle die Europäische Kommission bei künftigen Vorhaben sorgfältiger auch auf die Belastungen für KMU achten. Die Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Susanne Haus, hob in ihrem Eingangsstatement hervor, dass das Handwerk, um die Klimaziele und den digitalen Wandel zu realisieren, Planungssicherheit, Investitionsstabilität und weniger bürokratische Hürden brauche. Wichtig sei auch, unterbrochene Lieferketten, geschlossene Grenzen und unklare Richtlinien zu verhindern, unterstrich Susanne Haus. Die Europäische Union dürfe auch nicht vergessen, dass es neben der Industrie Menschen braucht, die die neuen Techniken einbauen, warten und reparieren. Sie sagte: „“Wir brauchen ein starkes, autonomes Europa mit starken Betrieben und gut ausgebildeten Praktikern: Das Handwerk mit seinem Meisterbrief legt hierfür eine hervorragende Basis – jetzt braucht es dafür eine passende KMU-Strategie aus Brüssel.“
Gesprächsrunde mit der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Nicola Beer, Hubert Gambs, Stv. Generaldirektor der Generaldirektion für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission sowie Susanne Haus
Nicola Beer betonte, dass aus ihrer Sicht die Berücksichtigung der KMU und des Handwerks in der EU Industriestrategie 2021 zu kurz gekommen seien. Eine zentrale Forderung von Beer war der Bürokratieabbau. Im Rahmen eines „europäischen Entfesselungspakts“ brauche es nicht nur „one in, one out“, sondern „one in, two out“. Beer sprach außerdem unter anderem die Probleme der steigenden Energiepreise, die Kapitalausstattung der KMU, aber auch die Ressourcenabhängigkeit an. Hier forderte sie ein verstärktes europäisches Vorgehen und neue Rohstoffpartnerschaften. Haus teilte diese Einschätzung. Hubert Gambs erklärte, dass ein gut funktionierender Binnenmarkt gemeinsam für Industrie und KMU entscheidend sei. Die EU-Industriestrategie 2021 sei als Update zu den im März 2020 vorgelegten Industrie- und KMU-Strategien zu verstehen. Die KMU-Strategie werde durch die Kommission als noch immer aktuell befunden, da sie den Blick auf Bereiche wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit lenke. Mit Blick auf die Folgen der Pandemie erwähnte Gambs, dass die Kommission gegenwärtig an einem sogenannten Notfallinstrument arbeite. Er stimmte aber auch zu, dass der Bürokratieabbau sehr wichtig sei. Präsidentin Haus hob in der Diskussion auch den Fachkräftemangel und die duale Ausbildung hervor und wünschte sich deutlich mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung des Handwerks auf europäischer Ebene. Alle Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass künftig der Bürokratieabbau verstärkter in den Blick genommen werden muss. Das betrifft die KMU und speziell das Handwerk. Gudrun Engel, Fernsehkorrespondentin im WDR-Studio Brüssel, hat die Veranstaltung moderiert.
Die Veranstaltung finden Sie unter diesem Link:
DeutschÖffnet sich in einem neuen Fenster - Die Erwartungen der KMU an die EU- Industriestrategie 2021 –eine Perspektive des Handwerks
EnglischÖffnet sich in einem neuen Fenster - Expectations of SMEs of the 2021 EU Industrial Strategy –a trades and skilled crafts perspective