Wilhelm Leuschner-Medaille

Hessische Staatskanzlei

Ministerpräsident Bouffier zeichnet vier Personen aus

Prof. Herbert Landau, Dr. Hermann Otto Solms, Ottilia Geschka und Zeynep Kallmayer erhalten die Wilhelm Leuschner-Medaille 2021.

Mit der Wilhelm Leuschner-Medaille 2021 werden ausgezeichnet: der ehemalige Richter des Bundesverfassungsgerichts Prof. Herbert Landau aus Wilgersdorf, der ehemalige Bundestagsvizepräsident Dr. Hermann Otto Solms aus Lich, die ehemalige Staatsekretärin und Oberbürgermeisterin von Rüsselsheim am Main Ottilia Geschka und die leitende Krankenschwester Zeynep Kallmayer aus Frankfurt am Main. Das hat der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier am Freitag in Wiesbaden mitgeteilt. „Diese vier Persönlichkeiten erhalten die höchste Auszeichnung des Landes Hessen, die Wilhelm Leuschner-Medaille. Sie haben sich in höchstem Maße für die demokratische Gesellschaft und ihre Mitmenschen eingesetzt.“, sagte Bouffier. Die Verleihung der Wilhelm Leuschner-Medaille wird am 1. Dezember, dem Hessischen Verfassungstag, im Kurhaus Wiesbaden stattfinden.

Prof. Herbert Landau

„Prof. Herbert Landau hat sich lebenslang für die Einhaltung von Recht und Gesetz eingesetzt. Recht zu sprechen war seine Lebensaufgabe“, sagte Bouffier. Als Richter am Bundesverfassungsgericht habe Landau eine Reihe von bedeutenden Senatsentscheidungen als Berichterstatter vorbereitet. Beispielhaft seien die Verfahren zur Untreue, zur Sicherungsverwahrung sowie zum kirchlichen Arbeitsverhältnis genannt. „Prof. Landau hatte in seinem Leben immer einen großen Bezug zum Land Hessen und hat auch die hessische Landespolitik als Staatssekretär der Justiz mitbestimmt“, so der Ministerpräsident. Prof. Herbert Landau begann seine berufliche Tätigkeit als Richter am Amtsgericht Dillenburg. 1985 folgte eine Abordnung an das Bundesministerium der Justiz, von wo er ein Jahr später in die Verwaltung des Deutschen Bundestages wechselte. Nach einer kurzzeitigen Rückkehr an das Amtsgericht Dillenburg wurde Prof. Herbert Landau 1987 in das Hessische Ministerium der Justiz als Persönlicher Referent des Ministers abgeordnet. Auf die Ernennung zum Richter am Oberlandesgericht im Jahr 1988 folgte 1991 die Ernennung zum Leitenden Oberstaatsanwalt, verbunden mit der Übertragung der Leitung der Staatsanwaltschaft Limburg an der Lahn. 1996 wurde Prof. Landau zum Richter am Bundesgerichtshof ernannt und war dort als Ermittlungsrichter und Beisitzer im 1. Strafsenat tätig. Von 1999 bis 2005 kehrte er in das Hessische Ministerium der Justiz als Staatsekretär zurück. Prof. Herbert Landau wurde am 28. September 2005 zum Richter des Bundesverfassungsgerichts ernannt und war dort bis zu seinem Ausscheiden, am 20. Juli 2016, Mitglied des Zweiten Senats. Seit 2006 ist Prof. Landau Honorarprofessor an der Universität Marburg. Nach der Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in 2016 erhält der ehemalige Bundesverfassungsrichter Prof. Landau für sein langjähriges Wirken und seine Verdienste die Wilhelm Leuschner-Medaille.

Dr. Hermann Otto Solms

Ebenfalls mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen ausgezeichnet wird der ehemalige Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich aus Lich. Der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Ökonom bekommt die Wilhelm Leuschner-Medaille für sein gesamtes politisches Lebenswerk verliehen. „Hermann Otto Solms hat sich über 50 Jahre unermüdlich für unser Gemeinwesen engagiert“, unterstrich Bouffier. Seit 1971 ist Solms Mitglied der FDP, deren Bundesschatzmeister er von 1987 bis 1999, 2004 bis 2011 und 2013 bis 2020 war. Er ist seit dem 19. September 2020 Ehrenvorsitzender. Zudem war Solms von 1980 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und ist dies erneut seit 2017 bis zu seinem Ausscheiden am Ende dieser Legislaturperiode. Im Deutschen Bundestag war er von 1985 bis 1991 stellvertretender Vorsitzender und vom 15. Januar 1991 bis zum 26. Oktober 1998 schließlich Vorsitzender der FDP.-Bundestagsfraktion. Nach der Bundestagswahl 1998 wurde er am 26. Oktober 1998 in das Amt des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages gewählt, das er bis Oktober 2013 ausübte. Als Vizepräsident durfte er eine historische Funktion wahrnehmen: Am 1. Juli 1999 schloss er die letzte reguläre Bundestagssitzung im Plenarsaal des Bonner Bundeshauses. Bei der letzten Bundestagswahl im September 2021 kandidierte Solms nicht mehr. „Hermann Otto Solms ist ein hochgeschätzter Politiker. Er hat sich mit großem Geschick und Weitsicht für seine Heimat Hessen auf Bundesebene und in der Kommunalpolitik eingesetzt. Es ist mir eine Freude, ihn für sein politisches Wirken und sein hohes Engagement in den vergangenen Jahrzehnten mit der Wilhelm Leuschner-Medaille auszuzeichnen“, unterstrich Bouffier.

Ottilia Geschka

Mit der Wilhelm Leuschner-Medaille wird auch die erste Oberbürgermeisterin in der Geschichte Hessens, die frühere Oberbürgermeisterin von Rüsselsheim, Ottilia Geschka, bedacht. Die Kinderkrankenschwester aus Mittelhessen trat 1968 in die CDU ein, saß in der Gemeindevertretung von Bauschheim, später im Kreistag von Groß-Gerau. Von 1978 bis 1987 und von 1991 bis 1993 gehörte sie dem Hessischen Landtag an, zuletzt als stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. Die CDU-Politikerin Geschka habe sich in hohem Maße politisch engagiert, unter anderem als langjährige stellvertretende Landesvorsitzende und Generalsekretärin der Hessischen CDU. Als Staatssekretärin und erste Bevollmächtige für Frauenangelegenheiten im Kabinett einer Hessischen Landesregierung von 1987 bis 1991 habe sie den Frauen eine „starke Stimme“ gegeben. „Ottilia Geschka hat es aufgrund ihrer Verdienste um das Land Hessen und für das Einstehen der Frauenrechte und als Preisträgerin des Elisabeth-Selbert-Preises 2013 besonders verdient, die höchste Auszeichnung des Landes zu bekommen“, so Bouffier.

Zeynep Kallmayer

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie erhält in diesem Jahr zudem eine Frau die Wilhelm Leuschner-Medaille, die stellvertretend für die vielen Bürgerinnen und Bürger des Landes Hessen steht, die durch die Pandemie beruflich vor enorme Herausforderungen gestellt wurden und im Pflegebereich eine herausragende psychische und physische Leistung vollbracht haben: die leitende Krankenschwester Zeynep Kallmayer aus Frankfurt am Main. Zeynep Kallmayer leitet seit dem Jahr 2012 die Station C1 Intensiv, des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. „Zeynep Kallmayer hat sich in der Corona-Pandemie als eine der tragenden Säulen in ihrer beruflichen Position erwiesen und rund ein Drittel aller Corona-Patienten Hessens in der Klinik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main unermüdlich und aufopferungsvoll betreut und gepflegt. Sie steht damit repräsentativ für unzählige Bedienstete in den hessischen Krankenhäusern und Intensivstationen, die in der Corona-Pandemie einen über das übliche Maß hinausgehenden und unglaublichen beruflichen Einsatz absolviert haben“, machte Bouffier deutlich. „Dass wir diese Pandemie so gut meistern, ist Menschen wie Zeynep Kallmayer zu verdanken, die an ihre Grenzen gehen, Übermenschliches leisten und sich für ihre Mitmenschen aufopfern. Im Verlauf der Pandemie hat sich Zeynep Kallmayer durch ihre wahrlich intensive Arbeit auf eine ganz besondere Art und Weise um unsere Gesellschaft verdient gemacht. Die Wilhelm Leuschner-Medaille verleihe ich ihr daher in großer Anerkennung sowie mit Dank und Respekt vor ihrer außergewöhnlichen Leistung.“

Hintergrund

Die Wilhelm Leuschner-Medaille ist die höchste Auszeichnung des Landes Hessen und wird traditionell am hessischen Verfassungstag verliehen. Es werden Personen geehrt, die sich im Geiste Wilhelm Leuschners hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen erworben haben. Wilhelm Leuschner war einer der wichtigsten hessischen Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Der ehemalige Ministerpräsident Georg-August Zinn stiftete die Medaille am 29. September 1964, dem 20. Todestag Leuschners. 1965 wurde sie zum ersten Mal verliehen.