Wissensland Hessen: "Künstliche Intelligenz - Geschichtsglück oder Humanhorror?"

Die Künstliche Intelligenz (KI) stand im Fokus einer Veranstaltung in der Hessischen Landesvertretung Berlin. Zu Gast auf dem Podium war der Frankfurter IT-Unternehmer Chris Boos, der mit acht Jahren sein erstes Computerprogramm geschrieben hat. Die Fragen stellte der Literaturkritiker Jochen Hieber.

Das Gespräch mit dem IT-Visionär Boos reiht sich ein in eine Serie von Veranstaltungen in der Hessischen Landesvertretung, die die hessische Spitzenwissenschaft in den Mittelpunkt stellt. Initiiert wurde das Format von Staatsministerin Lucia Puttrich.

„Glücksfall der Geschichte“

Chris Boos zog erhöhte Aufmerksamkeit auf sich, als vor kurzem sein offener Brief an die Bundeskanzlerin in der Tageszeitung „Die Welt“ veröffentlicht wurde. Darin forderte er die entschiedene Öffnung von Politik und Gesellschaft für die immensen Chancen, die aus der so genannten Künstlichen Intelligenz erwachsen. KI ist für Boos die „Schlüsseltechnologie“, mit der in Zukunft „die größten sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen“ gemeistert werden können. Deutschland und Europa würden abgehängt, wenn KI nicht als ein „unglaublicher Glücksfall der Geschichte“ begriffen und ergriffen werde.

Boss glaubt, dass Künstliche Intelligenz oftmals falsch verstanden wird. Science-Fiction Filme suggerierten falsche Bilder, denn „Maschinen verstehen gar nichts“. Maschinen hätten auch kein menschliches Gehirn. Trotzdem müsste sich der Mensch mit der Automatisierung auseinandersetzen.Es werde sich zukünftig viel ändern. Doch das sei auch eine historische Chance. Boos erklärt KI anhand einer einfachen Formel mit vier Zutaten: „Einen Computer plus Daten plus Algorithmen plus Menschen“. So könne man es auch mit den Herausforderungen wie der Rente, der Schere zwischen Arm und Reich oder dem Klimawandel aufnehmen. Mit vielen Prozessen ließe sich Zeit einsparen. Zeit, die für neue „Geschäftsmodelle“ zur Verfügung stünde. „Wir reden zu wenig über Zeit, obwohl Zeit nie zurück kehrt“, so der IT-Pionier.

Christ Boos – Ein musikalischer „Nerd“

Bevor Boos der Digitalisierung und insbesondere der KI größere Aufmerksamkeit schenkte, wollte er Musiker werden. Er entschied sich dagegen, „weil es immer einer besser macht“. Boos sieht sich selbst schon lange als „Nerd“, der laut Definition mehr technologische als soziale Kompetenzen besitzt. Schon früh habe er, der Weltraumfan, seinem Vater „schwarze Löcher in den Bauch gefragt“. Mit acht Jahren schrieb er sein erstes Computerprogramm, das Klimatabellen darstellen und errechnen konnte. Da es in seiner Jugend noch keine Computerspiele gab, musste er sie selbst erfinden. Ein ganz besonderes Ereignis war für ihn ein persönliches Treffen mit dem Astrophysiker Stephen Hawking, der kürzlich verstarb.

Zu seiner heutigen Tätigkeit kam er mit der Unterstützung seines Onkels. 1995 gründete Boos die Firma Arago. Das Unternehmen, benannt nach einem französischen Physiker, wird noch heute von Boos geleitet. Arago war eines der ersten Unternehmen, die Bankgeschäfte im Internet („Online Banking“) implementierten.

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