Brüssel war nach Frankfurt am Main die zweite Station der Tour. Die Dichterinnen und Dichter, Justyna Bargielska aus Polen, Nora Bossong aus Deutschland, Frédéric Forte aus Frankreich und Massimo Gezzi aus Italien, haben ihre Gedichte des Werkes „Grand Tour“ in der jeweiligen Landessprache vorgelesen. Im Anschluss führten sie mit Federico Italiano, der den Abend moderierte, ein Gespräch über den Stellenwert der Lyrik als europäisches Kulturgut.
Die Autorinnen und Autoren zeigen durch ihre Gedichte, wie Europa in sprachlicher Vielfalt doch geeint ist, sagte Italiano. In ihrer Unterschiedlichkeit definieren sie den Kern der europäischen Kultur: Aus ähnlichen Wurzeln entstanden, hat sich über Jahrhunderte eine vielfältige Kulturlandschaft mit unterschiedlichen Traditionen und Sprachen entwickelt, die gleichzeitig große Übereinstimmungen in ihren Grundwerten aufweist. Das spiegele sich auch in den Gedichten wider und sei die Basis dafür, dass sich Europa nicht als Zweckgemeinschaft, sondern auch als kulturelle Gemeinschaft verstehe, schlussfolgerte der Mitherausgeber.
Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Prof. Dr. Ernst Osterkamp, würdigte die Anthologie als eine Bestandsaufnahme der lyrischen Vielfalt und des Stimmenreichtums Europas. In jahrelanger Arbeit hätten die beiden Herausgeber eine einzigartige Textsammlung zusammengestellt, die gefüllt sei mit europäischen Gedichten in deutscher Übersetzung. Die Textsammlung nimmt die Leserinnen und Leser mit auf einen literarischen Streifzug von Island im Norden bis Israel im nahen Osten, von Irland im Westen bis nach Weißrussland, Russland und in der Türkei im Osten,erklärte Ernst Osterkamp. Viele der Gedichte würden in der Sammlung zum ersten Mal auf Deutsch präsentiert. Zusammengefasst stecken hinter den fast 600 Seiten 47 Sprachen, 450 Dichterinnen und Dichter sowie 120 Übersetzerinnen und Übersetzer, so Osterkamp.
Die nächste Station der „Grand Tour“ mit Lesungen und Gesprächen der Dichterinnen und Dichtern in wechselnden Besetzungen ist Wien. Danach folgen Berlin, Belgrad, Leukerbad, Erlangen, Lemberg, Rom, Köln, Danzig und Humlebæk.