Es diskutierten Hans Eichel, ehemaliger Ministerpräsident Hessens und ehemaliger Bundesfinanzminister, Nicola Beer, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Europaabgeordnete, Prof. Dr. Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Bundesbank, sowie Gaspard Koenig, Essayist und Philosoph, mit Moritz Koch, Leiter des Handelsblatt-Büros in Brüssel.
29. November 2022
20 Jahre Euro – Zur Zukunft unseres Geldes
Lucia Puttrich unterteilte zunächst die zwanzigjährige Geschichte des Euros in zwei Abschnitte. In den ersten zehn Jahren des Euros sei es um seine Einführung und um die Erweiterung des Euroraumes gegangen, sagte Lucia Puttrich. Ab dann sei die Währung kontinuierlich Krisen ausgesetzt gewesen, angefangen mit der Staatsschuldenkrise über die Corona-Pandemie bis zum Krieg in der Ukraine. Der Euro sei aber mehr als ein Zahlungsmittel, er sei ein Symbol für ein gemeinsames Europa, bekräftigte die Europaministerin. Er sei aktuell die offizielle Währung in neunzehn der siebenundzwanzig Mitgliedstaaten. Sein Einfluss reiche jedoch weit über die Grenzen der Europäischen Union hinaus. Nach dem US-Dollar sei er die zweitwichtigste Währung der Welt.
Diskussion zur Frage nach der Zukunft unseres Geldes
Hans Eichel, Nicola Beer, Prof. Dr. Johannes Beermann sowie Gaspard Koenig, diskutierten Fragen rund um die Währungsunion und die Einführung eines digitalen Euros. Eichel kritisierte bei der Diskussion, dass man den mit der Gründung der Währungsunion auf europäischer Ebene begonnenen Einigungsprozess nicht fortgesetzt habe. Er unterstütze die Einführung eines digitalen Euro, die Transaktionen müssten jedoch nachvollziehbar sein, um Kriminalität zu bekämpfen. Er sei aber ein Gegner von Kryptowährungen, da sie eine Gefahr für das Finanzsystem darstellten und keinen Mehrwert brächten. Nicola Beer führte aus, dass finanzielle Unterstützung aus EU-Mitteln nur gegen Reformzusagen zu gewähren sei. Das Problem in der Europäischen Union sei nicht, dass zu wenig Geld vorhanden sei, sondern vielmehr die Verwendung des Geldes vor Ort. Zur Einführung eines digitalen Euro sagte Beer, wenn er kontenabhängig sei, stelle er keinen Gewinn gegenüber dem Giralgeld dar. Es müsse ein digitales Portemonnaie geben, sodass man ohne Vermittler auch direkt an andere Personen zahlen könne. Gaspard König merkte daraufhin an, Europa sei wie eine Leiter mit verschiedenen Stufen von regional über national nach supranational. Er betonte, dass jeder Stufe genügend Autonomie verbleiben müsse. Man müsse den Werten rund um Datenschutz den Vorrang einräumen, sich aber auch des Preises bewusst sein, den man dafür zahle. So garantiere beispielsweise Bargeld zwar die individuelle Freiheit, Bargeld sei aber nachteilhaft für die Wirtschaftsleistung. Er betonte dabei, dass eine Gesellschaft rechtliche Grauzonen brauche, um nicht autoritär zu werden. Daher müsse auch bei Einführung eines digitalen Euros eine komplette Transparenz der Zahlungsvorgänge verhindert werden. Johannes Beermann erklärte, ein Risiko des digitalen Euros sei der Verlust der Anonymität von Zahlungsvorgängen. In den USA gebe es derzeit keine Pläne für einen digitalen Dollar. Das sei eine Chance für den Euro, der sich so gegenüber dem US-Dollar behaupten könne. Aus seiner Sicht dürfe die Dominanz auf dem Weltmarkt für digitale Währungen nicht den Chinesen überlassen werden.