Der EU Chips Act: Wie wird er ein Erfolg?

Am 30. November 2022 fand in der Hessischen Landesvertretung auf Einladung von Europaministerin Lucia Puttrich und Kai Beckmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Merck KgaA, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Der EU Chips Act: Wie wird er ein Erfolg?“ statt.

Europastaatssekretär Uwe Becker betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Halbleiter für Hessen und seine Wirtschaft. So gibt es sowohl in den vielen Rechenzentren als auch in der Pharmazeutischen- und Chemische Industrie einen zunehmenden Bedarf nach Chips. „Aber auch im Bereich des Netzausbaus mit Glasfaser, für den Hessen 266 Millionen Euro im Landeshaushalt von 2020 bis 2024 zur Förderung bereitstellt, geht nichts ohne Chips“, sagte Uwe Becker. Laura Matz, Chief Technology Officer, Merck KGaA, zeigte auf, dass die Resilienz der Lieferketten von höchster Bedeutung sei. Denn nur durch diese könne sich eine europäische souveräne Halbleiterindustrie entwickeln, die nicht bei dem kleinsten Problem die Produktion einstellen muss. Jo de Boeck, Chief Strategy Officer und Exekutivvizepräsident von IMEC (Interuniversity Microelectronics Centre) mit Sitz in Löwen, ging vor allem auf die technischen Herausforderungen der Chipindustrie ein. Er machte deutlich, dass die fortschreitende Verkleinerung der Transistoren und damit einhergehende Rechnerleistung die Hauptherausforderung für die globale Chipindustrie sind.

Merck deckt als führender Zulieferer von Materialien und Lösungen für die Halbleiter-Industrie die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Design bis zur Endproduktion. Das Unternehmen bemüht sich darum, in der EU nachhaltige Kapazitäten aufzubauen und den europäischen Anteil an der weltweiten Chip-Produktion zu erhöhen. Die Halbleiterindustrie hat als Schlüsseltechnologie international eine strategische Bedeutung wie nie zuvor.

Podiumsdiskussion mit fünf Teilnehmern, die einander zugewandt auf Stühlen auf der Bühne vor einer großen Leindwand sitzen.
Es diskutierten zum EU Chips Act: v.l.nr.: Laura Matz, Merck KGaA, Silke Wettach von der Wirtschaftswoche, Marek Havrda, Stv. Minister für Europäische Angelegenheiten, Colette Maloney, Europäische Kommission, Jo de Boeck, Chief Strategy Officer und Executive Vice President, IMEC

Podiumsdiskussion zum „EU Chips Act“

Es diskutierten Marek Havrda, stellvertretender Minister für Europaangelegenheiten der Tschechischen Republik, Colette Maloney, Referatsleiterin Microelectronics and Photonics Industry, Europäischen Kommission, Lucilla Sioli, Direktorin, Künstliche Intelligenz und digitale Industrie, Europäische Kommission, sowie Laura Matz mit Silke Wettach von der Wirtschaftswoche.

Die Beteiligten waren sich einig, dass es zum Aufbau einer funktionierenden Industrie für Halbleiter innerhalb Europas und wegen der Notwendigkeit, auf dem Weltmarkt mitspielen zu können, keine Alternative gibt. Für die Europäische Kommission stellte Colette Maloney den „Chips Act“ und seine Säulen vor. Ihr war wichtig, dass „die EU den Aufbau eines Netzes von Kompetenzzentren“ plant. Dieses soll den Zugang zu technischem Fachwissen und Experimenten im Bereich Halbleiter bieten. Außerdem wies sie darauf hin, dass - um die Lieferketten krisensicher zu machen und die Produktion nachhaltig zu gestalten - die EU auf große Investitionen angewiesen sei. Solche könnten aus Mitteln innerhalb der EU erfolgen. Gleichwohl seien aber auch Investitionen aus Drittstaaten erwünscht. Darüber hinaus versuche man, ein Bewusstsein für mögliche Risiken zu entwickeln, insbesondere den bestehenden Fachkräftemangel. Vor diesem Hintergrund setze man darauf, die Nachwuchskräfte sowohl im und außerhalb des Bildungssystems zu unterstützen. Neben einer Ausbildung kämen aus ihrer Sicht auch Umschulungen in Betracht. Man müsse den Prozess vorantreiben, um schnellstmöglich die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass die EU die nächste Generation der Chips verschlafe, denn die Umsetzung nehme viel Zeit in Anspruch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass die Zeit drängt. Marek Havrda betonte, dass die tschechische Ratspräsidentschaft sich darum bemühe, eine „allgemeine Ausrichtung“ zu erreichen, damit der Chips Act schnellstmöglich verabschiedet werden könne.

Workshop zum „Chips Act“

Im Vorfeld der Veranstaltung fand in der Vertretung des Landes Hessen bei der EU ein Workshop von Merck zum EU-Chips Act statt, an dem ebenfalls der stellvertretende tschechische Minister für Europaangelegenheiten Marek Havdra teilgenommen hat.

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