Die Rolle von KMU im wirtschaftlichen Wandel

In der Veranstaltung am 27. September 2022 in der Hessischen Landesvertretung wurden von der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern klare Forderungen nach kalkulierbaren Rahmenbedingungen für das Handwerk aufgestellt:

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Verhindert werden müssten unbezahlbare Energiepreise, unterbrochene Lieferketten und „Gießkannenprinzipien“. Eingeladen hatten die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, zusammen mit der Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus. Puttrich hob hervor, wie wichtig es sei, dass das hessische Handwerk selbst auch auf europäischer Ebene auf die Themen, die das Handwerk umtreibt, aufmerksam macht. Die hohen Energiepreise, die besonders auch das Handwerk treffen und existenzielle Probleme verursachen, erfüllten sie mit großer Sorge. Daher müsse kurzfristig vom Bund ein Paket geschnürt werden, welches „treffsicher“ weiterhelfe. Sie betonte dabei auch, dass sie von der Europäischen Union eine gezielte Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erwarte. Susanne Haus sprach die Notwendigkeit von kalkulierbaren Rahmenbedingungen für das Handwerk an. Wichtig seien Planungssicherheit, Investitionsstabilität und weniger bürokratische Hürden.

Diskussion über Unterstützungsmöglichkeiten für KMU

Es diskutierten der Europaabgeordnete Markus Pieper, die Direktorin in der Generaldirektion Binnenmarkt, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission, Kristin Schreiber, sowie Stefan Füll, Präsident des Hessischen Handwerktages und der Handwerkskammer Wiesbaden und Vorstandsmitglied Martin Giehl von der Mainova AG. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die notwendigen Unterstützungsmöglichkeiten für KMU mit den Herausforderungen, die sich aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine, aber auch der Transformation, ergeben.

Entlastung für KMU?

Schreiber betonte, dass die Europäische Kommission bei ihrer Arbeit klar überlege, was Unternehmen gegenwärtig noch stemmen könnten. Das KMU-Entlastungspaket sehe neue Steuerregelungen vor, die auch grenzüberschreitend tätigen KMU weiterhelfen könnten. Zudem sei eine Überarbeitung der Zahlungsverzugsrichtlinie geplant. Schließlich solle auch der befristete Beihilferahmen helfen, erklärte Kristin Schreiber. Markus Pieper zeigte sich von den Ankündigungen der Kommission enttäuscht und forderte neben der bisher nicht umgesetzten Ankündigung einer „one in one out“ Regelung ein „Belastungsmoratorium“. In Bezug auf das „Fit for 55 Paket“ betonte er, dass die Ziele in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie von 45 Prozent bis 2030 nicht aus der Luft gegriffen seien. Aus seiner Sicht brauche es kurzfristige Notfallinstrumente im Strombereich, mittelfristig ein neues System der Preisfindung (Strommarktdesign) für die erneuerbaren Energien sowie eine diversifizierte Wasserstoffstrategie.

Gestiegene Energiepreise

Martin Giehl beschrieb die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen als „Grundversorger“ durch die gestiegenen Energiepreise stehe sowie die bestehenden Kapazitätsprobleme beim Strom in ganz Europa. Stefan Füll hob hervor, dass die gegenwärtige Situation beim Strom und Gas das Handwerk in höchstem Maße verunsichere, wodurch mögliche neue Chancen, beispielsweise Mehrbedarf beim Handwerk durch energetische Sanierung, auch im Rahmen von „Fit für 55“, eher in den Hintergrund treten würden. Der Präsident der Handwerkskammer Kassel betonte, dass das Handwerk auch „grünen“ Boden habe. Wichtig dafür seien aber politisch die richtigen Rahmenbedingungen, auch bei der Aus- und Weiterbildung.

Silke Wettach von der Wirtschaftswoche hat die Veranstaltung moderiert.

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