Kapitalmarktunion – Chancen und Herausforderungen

Die Vertiefung der Kapitalmarktunion steht ganz oben auf der politischen Agenda für das neue Mandat der Kommission. Sie gilt als wichtiger Motor für das Wachstum. Über die Details wird aber seit Jahren gestritten.

Gemeinsam mit der Villa Vigoni – dem Deutsch-Italienischen Zentrum für den Euro­päischen Dialog am Comer See – hatte Hessens Europaminister Manfred Pentz am 02.09.2024 zu einer Veranstaltung zu den Chancen und Risiken der Kapitalmarktunion in die Hessische Landesvertretung in Brüssel eingeladen. Staats­minister Pentz hob einleitend die lange Vorgeschichte des Projekts hervor und mahnte dringenden Handlungsbedarf an.

Im Anschluss stellte die General­sekretärin der Villa Vigoni, Dr. Christiane Liermann Traniello, den zahlreich erschienenen Gästen die Arbeit des Zentrums vor. In ihrem Impulsvortrag hob Alexandra Jour-Schröder, stellvertretende Generaldirektorin der Generaldirektion Finanzdienstleistungen (GD FISMA), sodann hervor, dass es trotz der Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen sei, die Fragmentierung der europäischen Finanzmärkte zu überwinden. Das politische Momentum sei zwar gegeben, doch müssten zeitnah Antworten auf eine Reihe zentraler Herausforderungen gefunden werden, darunter u.a. die Förderung grenz­überschreitender Investitionen und der Abbau übermäßiger Berichtspflichten.

In der anschließenden, von Dr. Detlef Fechtner (Börsenzeitung) mode­rierten, Podiumsdis­kussion hob Prof. Pier Carlo Padoan, Vorstandsvorsitzender der Großbank UniCredit und früherer italienischer Wirtschafts- und Finanz­minister, die Bedeutung einer strategischen Herangehensweise sowie eines langen politischen Atems hervor. Die Erfolge der Kapitalmarktunion würden sich erst nach einiger Zeit einstellen und setzten Kompromissbereitschaft seitens aller Mitgliedstaaten voraus. Jörg Asmussen, Haupt­geschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (DGV), plädierte für eine zumindest grundlegende Harmonisierung des Insolvenz­rechts sowie eine Reform der Nachhaltigkeitsberichtserstattung, die vor allem für kleine und mittlere Unternehmen gegenwärtig zu kostspielig sei. Bei dem Thema Verbriefungen mahnte Asmussen jedoch angesichts negativer Erfahrungen während der Finanzkrise 2007/2008 Vorsicht und Behutsamkeit an. Sowohl Prof. Padoan als auch Asmussen standen einer Zentralisierung der Aufsicht bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA skeptisch gegenüber, zeigten aber vorsichtigen Optimismus, dass in das Thema Kapitalmarktunion in der anbrechenden Legislaturperiode Bewegung kommen werde.

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