Hessens Europaministerin Lucia Puttrich nahm heute an den Feierlichkeiten zu Ehren des 20-jährigen Bestehens des Jüdischen Museums Nidda teil. Empfangen wurde sie von Hildegard Schiebe, der 1. Vorsitzenden des Vereins jüdisches Museum e.V. Als besonderer Ehrengast wurde Matthew Strauss begrüßt. Der Sohn, der einst in Nidda ansässigen und heute in den USA lebenden jüdischen Familie Zimmermann-Strauss, hat sich in den letzten Jahren sehr in Nidda und Umgebung engagiert und sich insbesondere um die Bewahrung und das Andenken des jüdischen Lebens in Nidda verdient gemacht. Als weiteren Ehrengast konnte auch Ulrike Wagner-Stingl, die Schwester des verstorbenen Pfarrers Dr. Wolfgang Stingl, begrüßt werden, auf dessen Initiative die Gründung des Museums zurückgeht.
„Bereits mehrfach hatte ich die Möglichkeit, das Museum zu besuchen und auch an Gedenkveranstaltungen teilzunehmen. Ich konnte Ihr Museum wachsen und sich entwickeln sehen. Auch für die Zukunft haben Sie sich mit der Sanierung des Fachwerkhauses viel vorgenommen. Ihre Arbeit ist mit großem privaten Engagement verbunden und sorgt dafür, dass die 900-jährige jüdische Geschichte Niddas erzählt und weitergetragen wird“, sagte die selbst aus Nidda stammende Europaministerin in ihrem Grußwort.
Einblick in den damaligen Alltag
„Ihnen gelingt es auf beeindruckende Art und Weise darzustellen, wie jüdische Familien in Nidda lebten, wie ihr Alltag aussah und welche Rolle der Glauben für sie spielte. Sie informieren über die jüdische Religion und den Brauchtum und vor allem geben Sie der Erinnerung und dem Gedenken an die entrechteten, geflohenen, deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden Raum, denn ihr Schicksal darf nicht in Vergessenheit geraten“, betonte Lucia Puttrich, die fortfuhr: „Sie geben den oft anonymen Opfern ihre Geschichte und damit ihre Würde zurück. Das ist ein unschätzbarer Wert für die Erinnerungskultur in unserem Land.“
„Ohne zivilgesellschaftliches Engagement, ohne persönliches Interesse an jüdischer Geschichte, ohne die Sammelleidenschaft und Sammlung von Pfarrer Stingl oder ohne die regionale Verbundenheit der Familie Strauss – über Generationen hinweg – gäbe es dieses Museum nicht. Dementsprechend möchte ich diesen Tag nutzen, um für das Ehrenamt zu werben und Ihnen allen für Ihre Unterstützung danken“, würdigte Lucia Puttrich die Anwesenden.
Hintergrund
Seinen Ursprung hat das Jüdische Museum Nidda in der umfangreichen Privatsammlung von Pfarrer Dr. Wolfgang Stingl. Die Gründung eines Museums wurde durch die finanzielle Förderung von Siegfried (Fred) Strauss ermöglicht – einem jüdischen Bürger Niddas, dem zur Zeit des Nationalsozialismus die Ausreise in die USA gelang. Im Anschluss an die Gründung des Vereins jüdisches Museum e.V. und dem Erwerb und Umbau des Hauses in der Raun 62 öffnete das Museum im Jahre 2002 erstmals seine Pforten. Zur Erinnerung an seinen großzügigen Sponsor trägt es den Familiennamen von dessen Eltern: Zimmermann-Strauss.
Das Museum verfügt über eine Ausstellung und eine umfangreiche Bibliothek, die Werke über das Judentum und seine Geschichte, die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Hessen und Deutschland, über Antisemitismus und den Holocaust beinhaltet. Im Rahmen der Vermittlungsarbeit werden Führungen für Schulklassen, Firmlinge, Konfirmanden und andere Gruppen im Museum, über den jüdischen Friedhof und zu den jüdischen Stätten in Nidda angeboten. Derzeit wird das Museumsgebäude saniert.