„Wenn Juden heute in Deutschland und Europa Angst haben, ihre Religion auch öffentlich zu zeigen, wenn die Angst jüdische Studierende oder Lehrende auf dem Campus begleitet, wenn das Wort ‚Jude‘ als Schimpfwort auf Schulhöfen missbraucht wird, wenn Jüdinnen und Juden verbal oder körperlich angegangen werden, dann resultiert dies zunehmend aus einer feindseligen Haltung gegenüber Israel. Der israelbezogene Antisemitismus ist zum bestimmenden Alltagsjudenhass geworden. Während die Sensibilisierung im Kampf gegen den rechtsextremistisch motivierten Judenhass tief in unserer Gesellschaft verankert ist, versagen die Abwehrmechanismen gegen den israelbezogenen Antisemitismus an zu vielen Stellen und leider eher noch zunehmend. Statt kollektivem Aufbegehren erleben wir eine Salonfähigkeit des israelbezogenen Antisemitismus in breiten Teilen unserer Gesellschaft. Fast exponentiell zur Dauer und Ausweitung der Verteidigungshandlungen Israels sorgt genau dieses Vorgehen dafür, dass interessierte Gruppen den Umweg über den Antizionismus zum Antisemitismus mit immer neuen Formen der Israelfeindlichkeit und des damit verbundenen Judenhasses wählen. Wir erleben ein toxisches Verschmelzen von linksextremistischen und pro-palästinensischen Gruppen, deren Propaganda-Maschinerie von gewalttätigen Intifada-Aufrufen bis zu Hamas-Solidarität reicht. Wir müssen in Deutschland deutlich mehr in die Vermittlung eines realen Israelbildes investieren, als wir dies bisher getan haben, sonst entgleitet uns gerade auch in migrantischen Milieus eine ganze Generation. Der Schwerpunkt im Kampf gegen den Alltagsantisemitismus von heute muss daher in der Aufklärung über Israel gelegt werden. Deshalb ist es richtig, dass unsere Anstrengungen in Hessen von verstärkten Schulkooperationen bis zu neuen Städtepartnerschaften und einer intensiveren Vermittlungsarbeit in Bildung, Erziehung und Ausbildung reichen, mit denen wir gerade auch jungen Menschen die Lebenswirklichkeit Israels beibringen sollten. Nur so können aus Vorurteilen eigene Bilder und Urteile werden“, erklärte heute der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, Uwe Becker.
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Uwe Becker
Antisemitismusbeauftragter