Hessische Staatskanzlei

„Die Dimension des 7. Oktober besitzt historische Singularität“

„Der Jahrestag des barbarischen Überfalls der Terrororganisation Hamas auf den Süden Israels hat eine kritische Entwicklung offenbart, der man frühzeitig entgegentreten muss, um Geschichtsklitterung zu verhindern. Wenn am 7. Oktober an die Opfer des größten Massenmordes an Jüdinnen und Juden seit der Shoah gedacht wird, dann ist Leid auf palästinensischer Seite eine spätere Folge daraus, nicht jedoch ein ebensolches Verbrechen, das an diesem Tag begonnen haben soll. Ich stelle jedoch fest, dass interessierte Kreise immer stärker eine Gleichsetzung vollziehen, diesen Tag sogar zu einem Tag israelischen Unrechts umdeuten und die eigentlichen Verbrechen an israelischen Familien in den Hintergrund treten. Die Dimension des 7. Oktober besitzt historische Singularität. Und ich kann nur vor einer Umdeutung des Hamas-Pogroms oder dessen schlichte Einreihung in die Jahre des Nahost-Konfliktes warnen. Ja, auch das Leid unschuldiger palästinensischer Familien in den sich anschließenden militärischen Kampfhandlungen muss gesehen werden, es folgte jedoch auf die Massaker des 7. Oktober und ist ebenso Folge des Terrors der Hamas. Wer eine Gleichsetzung vollzieht und auf diesen Tag projiziert, stellt Täter und Opfer auf eine Stufe, relativiert die Massaker des 7. Oktober und setzt vor allem die mörderische Vernichtungsideologie der Hamas mit dem Vorgehen Israels zur Verteidigung seiner Bevölkerung gleich. Wir müssen für die Zukunft sicherstellen, dass auch in der Vermittlungsarbeit in der Bildung ein historisch achtsamer Umgang mit dem 7. Oktober geschieht, da sonst ein weiteres Fenster für den israelbezogenen Antisemitismus geöffnet wird“, erklärte heute der Hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker.

Kampf gegen den Antisemitismus

Was man zunehmend in den sogenannten pro-palästinensischen Kreisen beobachten kann, ist die wachsende Gleichsetzung der Verbrechen der Schoa mit dem Kampf Israels gegen die Hamas im Gazastreifen. Während bisher schon die Existenz Israels als Teil der sogenannten ‚deutschen Schuld‘ als antisemitisches Stereotyp hergeleitet wurde, hat sich das Narrativ hin zur völligen Gleichsetzung der Holocaustverbrechen mit den militärischen Handlungen Israels verschoben. Immer offensiver und geschmackloser wird die umgedeutete Opferrolle der Palästinenser mit den Opfern des Holocaust gleichgesetzt, werden Auschwitz und Gaza in einem Atemzug genannt. Wie perfide dies inzwischen sogar choreografiert wird, konnte man Ende August auf der antisemitischen Großdemonstration in Frankfurt sehen, als islamistische Extremisten Blumen an der Gedenkstätte für die ermordeten und deportierten Frankfurter Jüdinnen und Juden niederlegten und sich als das moralisch legitimierte Sprachrohr dieser Opfer darstellten. Nein, dies war keine Anteilnahme an jüdischem Leid, sondern die antisemitische Vereinnahmung der Schoa-Opfer, die Gleichsetzung von Buchenwald und Gaza. Hier wurde der anti-israelische Befreiungsmythos widerwärtig in Szene gesetzt. Oder, um im Bild des 7. Oktober zu bleiben: Hier wurden nun auch noch die Holocaust-Opfer nach Gaza entführt. Und dies dürfen wir als Gesellschaft diesen Antisemiten nicht durchgehen lassen“, erklärte heute der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, Uwe Becker.

„Wer Auschwitz und Buchenwald mit Gaza gleichsetzt und den Überfall der Terrororganisation Hamas auf den Süden Israels als Ausbruch aus einem KZ darstellt, relativiert nicht nur den Holocaust, sondern legitimiert gleichzeitig die Verbrechen der Terrororganisation Hamas, legitimiert die Massaker vom 7. Oktober 2023 als vermeintlichen Befreiungskampf. Doch am 7. Oktober 2023 fand kein Befreiungskampf, sondern feiger, barbarischer Terror mit dem Abschlachten ganzer Familien und der bis heute anhaltenden Entführung unschuldiger Zivilisten statt. Den größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Schoa so umzudeuten, dass der Angriff aus Gaza mit der Befreiung aus einem KZ gleichgesetzt wird, ist eine neue perfide Form der Holocaust-Umdeutung. Dies müssen wir mit allen rechtlichen Möglichkeiten bekämpfen“, erklärte der Hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker.