Europaminister Manfred Pentz hat sich gestern zu einem intensiven Austausch mit dem Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler in Hessen, Andreas Hofmeister, getroffen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die herausragende Rolle, die Heimatvertriebene und Spätaussiedler für die hessische Gesellschaft spielen, sowie ihre Bedeutung für die europäische Zusammenarbeit.
78. Jahrestag
Der Minister erinnerte in diesem Zusammenhang an die Gründungszeit Hessens: „Erst vor wenigen Wochen, am 1. Dezember haben wir den 78. Jahrestag der Gründung unseres Bundeslandes gefeiert. Dieser Anfang war alles andere als leicht. Unser Land war zerstört. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft war oft alles, was die Menschen besaßen. Flucht, Vertreibung und Zerstörung gehören auch zur deutschen Geschichte und die Erinnerung daran verpflichtet uns noch heute, zum Beispiel die Migrationsdebatte mit Respekt vor der Würde des Einzelnen und den oft schlimmen Schicksalen der Geflüchteten zu führen.“
„Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Menschen als Heimatvertriebene zu uns. Gemeinsam mit den Einheimischen haben sie Hessen zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte aufgebaut. Nicht nur, weil die Politik eine wichtige Identitätsleistung erbracht hat, sondern auch durch das Engagement, die Hoffnung und den Fleiß der Vertriebenen. Sie haben seinerzeit nicht nur eine große Integrationsleistung erbracht, sondern sind bis heute eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft“, sagte Manfred Pentz weiter.
„Das Treffen mit Europaminister Pentz war ein wichtiger Schritt, um die Zukunft der Vertriebenenarbeit aktiv zu gestalten. Unser Fokus liegt darauf, verstärkt junge Menschen für diese bedeutende Aufgabe zu gewinnen sowie die Verbindungen zu den deutschen Minderheiten in Ost- und Südosteuropa zu untermauern. Diese Verbindungen sind nicht nur ein wichtiger Teil unserer Geschichte, sondern auch eine Chance, das europäische Miteinander zu stärken und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Es ist unser Ziel, Synergieeffekte auf Arbeitsebene zu erzielen und die gemeinsamen Interessen nachhaltig zu fördern“, sagte der Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister.
Der Europaminister betonte: „Die Funktion des Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler ist deshalb nach wie vor von besonderer Bedeutung. Wenn oft auch in zweiter oder dritter Generation, ist die Erinnerung an Tradition und alte Heimat ein besonders Band, was viele Menschen mit ihrer eigenen Familiengeschichte und zunehmend auch mit Blick auf die europäische Einheit verbindet. Denn in einem Europa, das seine Grenzen und die Schatten seiner Vergangenheit zunehmend überwindet, blühen historische Beziehungen oft wieder neu auf. Beziehungen, etwa zu deutschsprachigen Minderheiten in Tschechien, Polen, Kroatien, Rumänien oder auch in unserer serbischen Partnerregion Vojvodina. Nicht revisionistisch, sondern als wichtige Brückenbauer eines Europas der Einheit in Vielfalt.“
Vertriebenenarbeit neu aktivieren
„Und diese wichtige Brückenbauerfunktion wollen wir weiter nutzen“, sagte der Europaminister. „Wir wollen die Vertriebenenarbeit neu aktivieren. Die vielfältigen Erfahrungen, Beziehungen und das Wissen über Land und Leute der Vertriebenen sind ein wichtiges Potenzial für die hessische Europapolitik. Es unterstützt uns bei der Suche nach unserem europäischen Wertefundament und bietet einen Rahmen, der einen differenzierten Blick in unsere Geschichte ermöglicht. Ein Rahmen, der uns mahnt, dass Krieg immer Opfer auf allen Seiten produziert und der uns den Weg in Richtung Verständnis, Zusammenarbeit und Friedenserhalt aufzeigt. Wir werden das Thema deshalb sowohl in unserer Landesvertretung in Brüssel als auch in Berlin in verschiedenen Veranstaltungsformaten ansprechen.“
Der Europaminister betonte: „Im christlich-sozialen Koalitionsvertrag haben wir uns europapolitisch auf eine ganze Reihe von Maßnahmen geeinigt, die sich speziell an junge Hessinnen und Hessen richten. Wir wollen Europa fühlbar und zum Teil der Lebenserfahrung junger Menschen machen. Deshalb wollen wir Austauschprogramme speziell mit unseren Partnerregionen fördern, Schulpartnerschaften unterstützen und dem Thema Europa insgesamt in der Schul- und Ausbildung ein stärkeres Gewicht geben. Gerade bei den Austauschprogrammen mit Ländern in Ost- und Südosteuropa können wir dabei von den reichhaltigen Erfahrungen der Vertriebenenverbände und ihrem Netzwerk bei den deutschsprachigen Minderheiten in den Ländern profitieren.“