Die Hessische Landesregierung hat auf Initiative des Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen 12 israelische Schülerinnen und Schüler, die unter den Folgen des Terrorangriffs vom 7. Oktober sowie der aktuell äußerst angespannten Sicherheitslage zu Hause zu leiden haben, nach Hessen eingeladen, um sie für zehn Tage mit einem vielfältigen Programm zu unterstützen und ihnen zumindest zeitweise Ablenkung und Normalität zu ermöglichen. Die Jugendlichen stammen aus Kibbuzen der betroffenen Region.
Ein Gefühl von Schutz und Sorglosigkeit geben
„Was in Israel an Fürchterlichem durch die Terroristen der Hamas verbrochen wurde, können wir nicht ungeschehen machen. Was wir aber können: den Schülerinnen und Schülern aus Israel unsere Solidarität zeigen. Wir wollen ihnen für die Zeit ihres Aufenthaltes in Hessen ein Gefühl von Schutz und Sorglosigkeit geben. Das Wissen darum, nicht allein zu sein, sondern angenommen und gehört zu werden, kann dabei helfen, die Geschehnisse zumindest ein Stück weit zu verarbeiten“, sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein.
Armin Schwarz, Hessischer Minister für Kultus, Bildung und Chancen, sagte am Montag zur Begrüßung der Gruppe an der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt: „Die von dem mörderischen Terrorangriff der Hamas betroffenen Kinder und Jugendlichen befinden sich nach wie vor in einer Ausnahmesituation. Weder können alle mit ihren Familien bisher in ihr Zuhause zurück, noch gibt es geregelten Schulunterricht. Mit unserem Angebot möchten wir zumindest einigen von ihnen hier bei uns in Hessen zeitweise ein Stück Normalität ermöglichen. Zudem ist es uns ein wichtiges Anliegen, die Beziehung zu unseren israelischen Freunden zu pflegen. Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen – zum Schutz des Staates Israel, gegen Judenhass und antisemitische Strömungen. Wir möchten in Hessen die Schulpartnerschaften mit Israel weiter fördern, um unseren Schülerinnen und Schülern Weltoffenheit und ein historisches Verständnis zu vermitteln. Wir freuen uns schon auf einen Gegenbesuch, wenn das wieder möglich ist.“
Die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren sowie drei erwachsene Begleitpersonen kamen am Sonntag in Frankfurt an. Aufgrund des jüngsten Raketenangriffs vom Iran auf Israel und der damit verbundenen erheblichen Gefahrenlage musste der Besuch kurzfristig von Mitte April auf diese Woche verschoben werden. Die Einladung war Ende vergangenen Jahres ausgesprochen worden. Alle Jugendlichen aus Israel sind für die Zeit des Besuchs mit Schülerinnen und Schülern der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt zusammen und bilden untereinander Tandempartnerschaften. Innerhalb der Woche werden gemeinsam vielfältige Aktivitäten unternommen: von Sport bis zu Schulbesuchen, Besichtigungen oder Abendunterhaltung. Die Weinberg-Schule ist eine integrierte Gesamtschule und Eliteschule des Sports.
Eine Frage gelebter Solidarität mit unserem Partner Israel
Die Einladung wird auch vom Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Entbürokratisierung in Hessen, Manfred Pentz, unterstützt. Er sagte: „Das Europaressort hat die Initiative sofort und vorbehaltlos unterstützt. Für uns ist es eine Frage gelebter Solidarität mit unserem Partner Israel. Die Schülerinnen und Schüler werden in Hessen eine friedliche Atmosphäre der Freundschaft und Verbundenheit erleben und das ist genau das, was wir damit erreichen wollen. Ich wünsche mir, dass auch andere Bundesländer diesem Beispiel folgen und so dazu beitragen, die Dimension des Terrorangriffs vom 7. Oktober zu verdeutlichen.“
Austausche mit Jugendlichen von Schulen in Wiesbaden und Frankfurt
Am Dienstag wird die Gruppe in Wiesbaden von Landtagspräsidentin Astrid Wallmann empfangen. Im Laufe der Woche werden sich die israelischen Jugendlichen unter anderem noch mit Schülerinnen und Schülern der Diltheyschule in Wiesbaden und des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums in Frankfurt zusammenfinden und austauschen. Am Freitag wird die Gruppe an der Lichtigfeldschule der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt mit anderen Jugendlichen über das jüdische Leben in Deutschland und Israel sowie die deutsch-israelische Freundschaft ins Gespräch zu kommen. Bei Interesse können die Gäste aus Israel während ihres Aufenthalts ein schulpsychologisches Angebot wahrnehmen.
Nach dem Terrorangriff der Hamas wurden die betroffenen Kibbuze, in denen die Familien der Jugendlichen leben, evakuiert und die Bewohner an anderen Orten im Land untergebracht. Für die Kinder und Jugendlichen sind nach mehreren Monaten ganz ohne Unterricht vorerst nur provisorische Lösungen mit Schulunterricht möglich. Es fehlt nicht nur an Räumlichkeiten; vor allem fehlen Lehrkräfte, die derzeit zum Teil ihren Dienst in der israelischen Armee zu leisten haben.