Hessische Staatskanzlei

Kranzniederlegung und Gedenken anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Dedecius

Europastaatssekretär Mark Weinmeister über den Gründungsdirektor des Deutschen Polen-Institut in Darmstadt: „Übersetzer, Literat und Vermittler – ein Architekt der deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen.“

Europastaatssekretär Mark Weinmeister hat heute in Vertretung für Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier auf dem Südfriedhof in Frankfurt-Sachsenhausen einen Kranz am Grab von Karl Dedecius niedergelegt. Karl Dedicus verstarb im Jahr 2016 im Alter von 94 Jahren. Er übersetzte zeitlebens polnische, russische und serbische Literatur ins Deutsche, verfasste selbstständig eigene Werke und gründete zwischen 1979/1980 das Deutsche Polen-Institut in Darmstadt, dessen Direktor er bis 1997 bliebt. An der coronabedingt kleinen Gedenkveranstaltung nahmen auch der Botschafter der Republik Polen, S.E. Prof. Andrzej Przyłębski, der Generalkonsul Polens, Jakub Wawrzyniak, die Tochter Karl Dedecius, Frau Octavia Baas, der Direktor des deutschen Polen-Instituts, Herr Prof. Dr. Peter Oliver Loew, sowie Vertreter des Magistrats der Stadt Frankfurt teil.

Europastaatsekretär Mark Weinmeister erinnerte anlässlich des 100. Geburtstages an das Leben von Karl Dedecius: „In seiner Biografie spiegelt sich die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts in voller Wucht wider. Geboren in der polnischen Vielvölkerstadt Łosź, Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht, schwer verwundet in der Schlacht um Stalingrad, sowjetische Kriegsgefangenschaft, Rückkehr in die neu gegründete DDR und kurz darauf Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. Angesichts dieser wechselvollen und schrecklichen Jugenderfahrungen ist es umso höher einzuschätzen, dass Karl Dedecius seine Hoffnung auf Aussöhnung und Frieden in Europa niemals verlor. Vielleicht gerade aufgrund dieser Erfahrungen wählte er vor allem das Wort als sein Instrument, als sein Werkzeug, Menschen zueinanderfinden zu lassen.“

Mehr als ein Übersetzer

„Das deutsch-polnische Verhältnis hat Karl Dedecius viel zu verdanken. Nicht nur, dass er ein literarisches Vermächtnis hinterlassen hat, sondern auch, dass er mit dem Deutschen-Polen-Institut ein Zentrum der Versöhnung, eigentlich muss man heute sagen, ein Zentrum der Freundschaft und des gegenseitigen Verstehens, geschaffen hat. Wir sind sehr stolz darauf, dass er mit Darmstadt gerade einen Standort in Hessen gewählt hat, denn es zeigt auch, dass wir in Hessen – einem Land im Herzen Europas – Europa im Herzen tragen“, Mark Weinmeister.

„Heute wäre Karl Dedecius 100 Jahre alt geworden. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten. Als jemand, der sich für die Völkerverständigung eingesetzt hat, als jemand, der sich durch seine zahlreichen Übersetzungen ins Deutsche sprichwörtlich der Völkerverständigung gewidmet hat, als jemand der seinen Worten positive Taten folgen ließ und als Mensch, der in der Lage war, andere von seiner Idee zu begeistern. Karl Dedecius war ein Netzwerker und Organisator – ein Architekt der guten deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen“, so der Europastaatssekretär.

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