Ministerpräsident gratuliert Ernst Gerhardt zum 100. Geburtstag in Frankfurt

Hessische Staatskanzlei

Ministerpräsident gratuliert Ernst Gerhardt zum 100. Geburtstag

Hessens Ministerpräsident gratuliert Wilhelm Leuschner-Medaillen-Träger und ehemaligem Frankfurter Stadtkämmerer Ernst Gerhardt zum 100. Geburtstag. Ministerpräsident Volker Bouffier: „Seine Biographie ist untrennbar mit Frankfurt verbunden.“

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat dem früheren Frankfurter Stadtkämmerer Ernst Gerhardt zu seinem 100. Geburtstag gratuliert. Der Träger der Wilhelm Leuschner-Medaille sei „wahrlich ein Jahrhundertzeuge“ und „eine der prägendsten Persönlichkeiten für die Stadt Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Bouffier anlässlich der Feierstunde im Frankfurter Römer. „Ernst Gerhardt hat die Tiefen und Höhen, die Schrecken des Krieges und die Entwicklungen der jüngeren deutschen Geschichte erlebt. Diese Erfahrungen erden ihn. Entscheidungen hat er stets auf diesem Fundament getroffen“, so der Ministerpräsident. Drei Jahrzehnte habe Gerhardt in der Frankfurter Kommunalpolitik erfolgreich gewirkt. „Ernst Gerhardt hat sich mit großer Leidenschaft politisch engagiert und ist für seine Überzeugungen eingestanden. Er hat die Politik auf verschiedenen Ebenen über Jahrzehnte mitbeeinflusst und geprägt“, unterstrich Bouffier.

Engagement von Ernst Gerhardt

Gerhardt engagierte sich schon 1931 in katholischen Jugendorganisationen bis zu deren Auflösung durch die Nationalsozialisten. Nach Arbeitsdienst, Militärdienst und Kriegsgefangenschaft nahm der gebürtige Frankfurter dieses Engagement nach dem Krieg wieder auf. Die Motivation für sein politisches Engagement resultierte vor allem aus den bitteren Erfahrungen und den Verlusten im Krieg. Er fühlte sich den gefallenen Freunden im Krieg, sowie auch seinem Bruder Hans, schuldig. „Er hatte überlebt, also hatte er die Verantwortung für all jene, die, wie er, den Krieg nicht wollten und ihm dennoch zum Opfer fielen“, erläuterte der Ministerpräsident in seiner Laudatio. ´

Der gelernte Kaufmann Gerhardt wurde im Jahr 1956 erstmals in das Frankfurter Stadtparlament und zum 1. Juli 1960 zum hauptamtlichen Stadtrat seiner Heimatstadt gewählt. „Er ist für seine Stadt durchs Feuer gegangen. Drei Jahrzehnte im Magistrat, davon die letzten elf Jahre bis 1989 als Stadtkämmerer und Kirchendezernent. Ich kenne wenige, die dies auf sich genommen hätten. Niemand hätte es wohl geschafft. Auch jetzt, im hohen Alter, gibt er alles, die Entwicklung der Stadt positiv zu gestalten – als Berater oder im Ehrenamt, zum Beispiel als Ehrenvorsitzender der Frankfurter CDU“, bilanzierte Bouffier das Wirken Gerhardts. „Ernst Gerhardt hat es sich nach den bitteren Erfahrungen im Krieg zur Aufgabe gemacht, Politik mitzugestalten. Er hat einen großen Anteil an der kommunalpolitischen Entwicklung Frankfurts seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Seine Biographie ist untrennbar mit Frankfurt verbunden“, würdigte Bouffier die Lebensleistung von Gerhardt. Noch heute sei er für viele ein sehr gefragter und kluger Ratgeber. Die Finanzpolitik habe Gerhardt zur Gestaltung seiner Stadt genutzt. Bei all den Auseinandersetzungen habe der Wille zum Ausgleich und zur Aussöhnung Ernst Gerhardts Handeln stets gekennzeichnet. „Als Kommunalpolitiker war Ernst Gerhardt immer nah an den Menschen, denen er regelrecht diente. Er war ein Altruist der alten Schule. Die Stadtpolitik war für ihn eine reine Herzensangelegenheit. Auch nachdem er die Politik als Stadtrat zum Beruf machte, ging es ihm vor allem um den unmittelbaren Einfluss auf seine Stadt. Geplant hat Ernst Gerhardt das alles nie. Und deswegen nahmen ihm die Menschen sein Engagement auch besonders ab“, machte Bouffier deutlich.

Der Ministerpräsident würdigte auch Gerhardts Engagements zu Frankfurts Partnerstadt Tel Aviv, deren Ehrenbürger er ist. „Für Ernst Gerhardt gehörte es zu seiner Geschichte, Verantwortung zu übernehmen. Er, dem die Nationalsozialisten von Beginn an zu wider waren, suchte den Kontakt nach Israel. Der Wunsch nach Aussöhnung trieb ihn an. Er bezog ihn nicht auf sich selbst, sondern auf sein Land, auf seine Stadt. Die starken Verbindungen Frankfurts zu Tel Aviv gehen auf ihn zurück und sie prägen Frankfurt bis heute“, so Bouffier. Als Beispiel nannte der Ministerpräsident die Neueröffnung des Jüdischen Museums im vergangenen Jahr.

Bouffier skizzierte beim Festakt im Frankfurter Römer auch das vielfältige Wirken Gerhardts in der Parteipolitik, in der er sich auf unterschiedlichen Ebenen engagierte. 1952 trat Gerhardt der CDU bei, war zehn Jahre Kreisvorsitzender der CDU sowie viele Jahre Mitglied in verschiedenen Gremien seiner Partei auf Landes- und Bundesebene. „Den Frankfurter CDU-Kreisverband hat Ernst Gerhardt mitgeprägt und ihm seine starke sozialpolitische Ausrichtung gegeben, die ihn auch bundesweit zu einem wichtigen Vertreter dieses Flügels machte“, unterstrich Bouffier. Auch im Landesvorstand der christlich-demokratischen Arbeitnehmer Hessens war er lange aktiv. Zudem war er stellvertretender Bundesvorsitzender.

Auszeichnungen

Für seine Verdienste wurde Gerhardt im Jahr 1989 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und im Jahr 2011 mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet. Bereits 1986 erhielt er die Wilhelm Leuschner-Medaille. Zudem ist er Ehrensenator der Universität Frankfurt, Ehrenbürger der Stadt Tel Aviv und trägt den Ehrendoktor der Universität Tel Aviv. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm das Komturkreuz mit Stern des Gregoriusordens.