Das Wanderungsgeschehen in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Die Großstädte sind nicht mehr die Wanderungsmagneten, die ländlichen Räume zählen heute klar zu den Wanderungsgewinnern.
Neue Landlust
Wie sich das Wanderungsgeschehen in Hessen gewandelt hat
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und EntwicklungÖffnet sich in einem neuen Fenster hat diese Entwicklung gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung 2022 in dem Papier „Landlust neu vermessen. Wie sich das Wanderungsgeschehen in Deutschland gewandelt hat“ analysiert.
Die bundesweite Analyse hat dabei nur einen flüchtigen Blick auf spezifische Entwicklungen in den verschiedenen Bundesländern geworfen. Die von der Hessischen Staatskanzlei beim Berlin-Institut in Auftrag gegebene vertiefende Studie blickt nun detailliert darauf, wie sich das Wanderungsgeschehen in Hessen seit 2008 gewandelt hat.
Die Erkenntnisse liefern eine aktuelle Wissensgrundlage für die weitere intensive Fortsetzung der Arbeit der Hessischen Landesregierung zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Räumen.
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Ausgewählte Ergebnisse
1. Das Landleben wird beliebter in Hessen
Die aktuellen Daten belegen Wanderungsgewinne in vielen ländlichen Räumen Hessens. Gleichzeitig verlieren vier Großstädte Einwohner und Einwohnerinnen durch Wegzüge. Allein Offenbach hat einen zwar rückläufigen, aber noch positiven Wanderungssaldo.
2. Vor allem zwei Altersgruppen sorgen für die jüngsten Wanderungsgewinne auf dem Land: Familienwandernde und Bildungswandernde
Erstens gewannen Landgemeinden und Kleinstädte deutlich häufiger Familienwandernde (30- bis 49-Jährige) als noch 2009 bis 2011. Und zweitens zogen junge Menschen zuletzt seltener für das Studium, die Ausbildung, aber auch für den Berufseinstieg vom Land weg. Die Gewinne ländlicher Räume ergeben sich demnach nicht nur aus den Zuwanderungen, sondern auch aus dem Dableiben der Bewohnerinnen und Bewohner.
3. Sehr ländliche, strukturschwache Kommunen gewannen zuletzt am meisten dazu: Die Trendwende zum Landleben ist in Hessen besonders stark
In Nord- und Mittelhessen stiegen die Bilanzen der Landgemeinden am stärksten: Sie hatten 2009 bis 2011 noch Wanderungsverluste von knapp fünf Personen pro tausend Einwohner und Einwohnerinnen zu verzeichnen – 2019 bis 2021 gewannen sie fast so viele Einwohner und Einwohnerinnen durch Umzüge hinzu. Auffällig ist, dass Landgemeinden in Nord- und Mittelhessen noch 2009 bis 2011 deutlich größere Wanderungsverluste verbuchten als im Mittel aller Landgemeinden Westdeutschlands. Inzwischen liegen die hessischen Landgemeinden nah am westdeutschen Durchschnitt, weil ihre Wanderungssalden im letzten Jahrzehnt besonders stark gestiegen sind. Nur in den ostdeutschen Bundesländern legten die kleineren Gemeinden mehr zu.
4. Der vermehrte Zuzug von jungen Familien kann das Schrumpfen und Altern in Hessens Landgemeinden und Kleinstädten nicht ganz umkehren
Von den 344 hessischen Kommunen, die zwischen 2019 und 2021 im Schnitt Wanderungsgewinne verzeichneten, ist trotzdem mehr als jede Dritte geschrumpft. Die neuen Landbewohnerinnen und -bewohner können aber helfen, die Folgen des demografischen Wandels in Hessens Landgemeinden und Kleinstädten abzubremsen.
Ansprechpersonen
Thomas Nice
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstraße 59, 10627 Berlin
030 31 01 77 67
nice@berlin-institut.org
Claudia Hefner
Hessische Staatskanzlei
Georg-August-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden
0611 32 114861
claudia.hefner@stk.hessen.de