Hessens Europaministerin Lucia Puttrich hat zu der Veranstaltung „Der Wandel des EU-Viertels in Brüssel und die Rolle der Europäischen Kommission“ in der Reihe „Europa im Gespräch“ eingeladen. Uwe Becker, Hessischer Staatssekretär für Europaangelegenheiten, erinnerte in seiner Einführung daran, dass „Der Spiegel“ das EU-Viertel 2009 als „Behördenghetto“ bezeichnet habe. Seitdem aber habe sich viel getan – nicht zuletzt aufgrund innovativer Architekturansätze wie dem Neuen Europäischen Bauhaus und den Veränderungen des Arbeitsumfelds seit der COVID-Pandemie. Staatssekretär Becker wies darauf hin, dass der Gebäudesektor für 40% des CO2-Ausstoßes in der EU verantwortlich ist. Deshalb sei es wichtig, dass gerade auch die Kommission mit ihren eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehe.
19. Oktober 2023
Europa im Gespräch: Der Wandel des EU-Viertels in Brüssel und die Rolle der Kommission
Marc Becquet, Direktor des Amts für Gebäude, Anlagen und Logistik Brüssel (OIB) der Kommission, stellte den über 200 Gästen der Landesvertretung sodann die neue Gebäudestrategie der Behörde vor, und erläuterte sie anschließend im Gespräch mit Véronique Lamquin, EU-Korrespondentin der belgischen Tageszeitung Le Soir. Schon vor der Pandemie habe sich die Kommission Gedanken zum Gebäudemanagement gemacht – Triebfedern waren der Klimaschutz, das Neue Europäische Bauhaus sowie die Absicht, das Arbeiten der Kommission selbst „grüner“, also nachhaltiger, zu gestalten. Zur selben Zeit begann auch die Region Brüssel, sich mit der Umgestaltung des EU-Viertels zu befassen. Die Pandemie war dann der „Game Changer“. Die Kommission möchte ihre Gebäude nachhaltiger nutzen, die bisher über die Stadt verstreuten Gebäude stärker „clustern“ und die Büroflächen klüger nutzen. Damit einher gehe eine starke Reduzierung der Büroflächen, weil mit der strukturellen Einführung von mobilem Arbeiten weniger feste Arbeitsplätze benötigt werden. 2030 soll die Kommission „agil arbeiten“, und die Gebäude auf das EU-Viertel konzentriert sein. Es werden sieben Arbeitsplätze pro zehn Mitarbeitende vorgesehen.
Marc Becquet erläuterte auch, warum die Kommission – anders als früher – die Anmietung von Bürogebäuden dem Eigentum vorzieht: Vermietete Büros könnten leichter wieder aufgegeben werden. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass Büroflächen – anders als privates Wohneigentum – eine Lebensdauer von nur 25 Jahren haben, und dann oftmals abgerissen werden. Die nun im Brüsseler EU-Viertel aufgegebenen Gebäude werden vom belgischen Föderalstaat erworben. Belgien will diese Gebäude zu 60% als Büros, zu 30% als Wohnraum und 10% als Servicefläche (Geschäfte etc.) nutzen. Auch die Kommission strebt bei den ihr verbleibenden Gebäuden eine gemischte Nutzung an, soweit dies möglich ist. So könnten Büro- und Wohnflächen kombiniert werden (bei einer „vertikalen Aufteilung“), und die Erdgeschossflächen sollen belebt und für die Öffentlichkeit transparenter und zugänglicher genutzt werden.